Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

XXXIX. 
HOLLAND 
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Zimmer und versuchte auf die Leinwaiul zu bringen, was Dela- 
roche ihm gesagt. aAaron lindet im Zelt die Leichen seiner beiden 
Söhne, Hamlet und seine Mutter, Wilhelm der Schweigsztme und 
Margarethe von Parma, der Prinz Moriz von Nassau vor dem Leich- 
nam seines Viltefsa waren die ersten YVerke, mit denen er holländ- 
ische Ausstellungen beschickte; Ritter im Mondschein und Cala- 
bresische Briganten die ersten, die er  für I; bis 20 Gulden  
an Amsterdamer Kunstfretinde verkaufte. Die Namen Pienemttnn, 
Kruseman, Schetfer, Picot und Delaroche können nicht erlaliiren, 
was Israels später für die holländische Kunst wurde. WVie bei 
Millet war es ein Zufall, eine schwere Lebensprüfting, die Israels" 
Zukunft entschied.  
Einige Zeit, nachdem er in Amsterdam sich niedergelassen, war 
er sehr krank geworden und um Heilung zu suchen, nach Zantvoort, 
einem kleinen Fischerdorf bei Haarlem gegangen. In diesem ver- 
lorenen Ort der Dünen lebte er allein und einsam dahin, fern von 
Ausstellungsgeriitisch, von künstlerischen EinHüssen und Atelier- 
gesprächen. Er wohnte bei einem  theilte ganz 
die Gewohnheiten seiner Hausleute, und hier in dieser neuen Um- 
gebung begann er, wie Millet in Barbizon, zu bemerken, dass auch 
die Gegenwart gemalt werden könne, dass der Schmerz der Armen 
so tief sei, als das tragische Geschick alter Helden, das Alltagsleben 
so poetisch wie jeder historische Stoff, dass es nichts Stimmungs- 
volleres gebe, als das in zartem Licht gebadete, in der Farbe so 
harmonische IDtCYlCLIF einer Fischerhütte. Der mehrmonatliclie Auf- 
enthalt in einem vveltentlegenen kleinen Dorf entdeckte ihm seinen 
Beruf und bestimmte seine fernere Laufbahn. Unaufhörlich machte 
er Studien nach der Natur, nach den tonigen Innenräumen, den 
einfachen T rachten, den Dünen mit ihrem blassen Grün und gelben 
Meersand. Er war zum ersten Mal ergriffen von der intimen Schön- 
heit dieser einfachen, in ewige Poesie getauchten Dinge. Gleich Millet 
begeisterte er sich für das Leben der Bauern, für die Rauheit ihrer 
Linien, für ihre grossen, durch die gleiche Bewegung, die Wieder- 
holung gleicher Arbeit typisch gewordenen Formen. Zantvoort wurde 
für ihn eine Olienbarung. Ganz durchtriinlct mit akademischen Tra- 
ditionen, wurde er hier der Künstler, der die Dramen im Leben der 
Seeleute schildert, der Maler poetisch stiller Todtenbette und tranlich 
diimmrigei" Interieurs, der Maler einsamer Wiesen im nebligen Morgen- 
roth. Hier lernte er die Mysterien des holländischen Lichts begreifen,
	        
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