XXXVIII.
BELGIEN
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sameni Haidekraut anfragen. Wie Boulenger mit Corot, könnte Baron
mit Rotisseau verglichen werden. Sein Vortrag ist breit, solid, von
robuster Ciesundheit. Er hat nichts von der dürftigen Eleganz Bou-
lengers, sucht nicht nach zarten Lichtstimmtingen, sondern liebt-
xvie ROUSSCLILI den kalten 111g, baut seine Gelände geologisch auf,
möchte die Structur, das Knochengertiste der Erde fühlen lassen
und strandete schliesslich an derselben Klippe, an der Rousseati
scheiterte. Immer mehr ging er in's Einzelne. Alles, die Erd-
SCDlHUIgCHWViC die Vxfolken und Blätter wollte er plastischgeben in
ihrer vollen Körperlichkeit. Dadurch bekamen seine Bilder etwas
Mühevolles, Gemauertes. In seinem Streben, den gewöhnlichen
Tlageston möglichst wahr zu trelTen, veriiel er in ein 'l1artes, kaltes
Grau. Baron war wie Rousseau ein suchender nie sich genug
thuender Geist. Seine Kunst ist das Gegentheil des Leichten, Geist-
reichen, linprovisii'ten. Sie hat etwas schweres, strenges, zähes, eine
vläniische Ehrlichkeit und fetten Erdgeruch._
ßlcqutßs Rosreels, der als Lehrer grossen EinHuss hatte, arbeitete
nach den nämlichen Principien, nur dass ein helleres, blonderes Licht
über die Himmel seiner Landschaften rieselt. Seine Kunst ist freier,
heiterer, sein Colorit schtneichelnder, weicher. Rothe Dächer, grüne
Wiesen, fette gelbe vlämische Kornfeldei" ergeben eine lustigere Note.
Auch grosse Ebenen mit kleinen Dörfchen und klappernden XVind-
mühlen malte er gern, und seine Werke würden noch traulicher
wirken, wenn er nicht gleich seinen Vorgängern vom 17. Jahr-
hundert das grosse Fornaat so sehr liebte.
Zu Boulenger, dem belgischen Corot, und Baron, dem belgischen
Rousseau gesellt sich als belgischer Millet foseplz. Heynrawzzs, dessen
Debut ebenfalls in"s Jahr 1860 iiel. Sein Beobachtungsfeltl ist das
ganze vlämische Land. Ausser den sandigen Dünen und weiten
Aeckern malt er die Waldungen, NViesen und schlafenden Weiher,
die Haide, die langen geraden Alleen, die, in's Unendliche sich aus-
dehnenden Horizonte und kleine Pusswege, die durch idyllische
Holzungen führen. Er liebt das Licht, aber malt auch trübe Gewitter-
stimmtmgera, die Dämnlerting, die sich über die Fluren ergiesst, die
Nacht, die Alles in ihren mystischen Schleier hüllt. Und stets ist
die Natur die Stätte menschlicher Arbeit. Wie Millet setzt er in
Seine Landschaften den Lilnkllhzlnl], der hinter seinem Piitige hergeht,
gätet, das Getreide mäht oder mit mächtiger Bewegung als Sämann
über das Feld schreitet, den Taglöhner, der mit schwerem Schritt