XXXVIII.
BELGIEN
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zu entwerfen. Millet besonders, der gewaltige Verkünder des grossen
Pan, war damals sein angestauntes Ideal. Auch er wollte den Men-
schen und die Scholle malen. gleich Millet sich dem Ctilttis der alten
Cybele weihen. Bald verliess er daher das Bois de la Cambre, das
schon zu parkartig, zu ähnlich dem Bois de Boulogiae zu werden be-
gann, und ging zunächst nach Ruysbroeclt, dem Brüsseler Dachau,
dann nach Anderghem, auf dem Wege nach T ervueren. T CFVUCYCH
war seine Endstation und ist durch ihn die Wiege der belgischen
Landschaftsmalerei geworden. Den ganzen Tag trieb er sich im Walde
umher und Abends sass er mit den Bauern in der qualmigen Kneipe.
Der Brüsseler Salon von 1863 enthielt sein erstes Bild, der von 1866
wurde die NViege seines Ruhms, und von 1866 bis 1873 folgte dann
ein Meisterwerk dem antiern. Tervueren wurde sein Barbizon. Hier
vergrub er sich und wurde nicht müde, das Schweigen des YValdes
zu mttlen, das ltlare Licht, das über fetten brabantischen Wdesen
brütet, den feinen Regen, der auf durstige Kornfelder rieselt. Keiner
vor ihm hatte so kraftvoll die Monotonie der Haide gemalt, über
der düstergraue, winterliche Wolken lagern, keiner so aufmerksam
dem Winde gelauscht, der ltlttgentl in melancholischem Waldes-
dickicht achzt. Sie lassen direct an Millet denken, diese Bilder mit
ihren weiten Flächen, von deren abendlichem Himmel die grosse,
kühn vereinfachte Silhouette des vliimischen Arbeiters so ernst sich
absetzt. Doch nach nicht langer Zeit änderte sich abermals
Boulengers Art, und als im Brüsseler Salon 1870 die wÄHSlClYC von
Bastierert erschien, war der nach Erde riechende Millet, elysisch wie
ein Corot geworden. Ein Regenbogen fiberspannt weich den Himmel,
feiner Staubregen rieselt herab und wird von den Sonnenstrahlen
in flüssiges Gold verwandelt. Rosig wie mystische Blumen stehen
die Wolken am Himmel und spiegeln sich unten in azurblauem
Ozean. Was Anfangs noch schwer war, materiell und hart, wnrtle
immer delicater und feiner. Ein goldiger Duft liegt Himmernd über
Boulengers letzten Bildern. Nur ganz discrete Harmonien suchte er
noch, nur die verschleierte Klarheit der Töne. Er Hatterte immer
begieriger ums Licht, wie in dem Vorgefühl, er werde es bald
nicht mehr sehen. 37 jahre zahlte er, als er im Juli 1874 in Brüssel
starb. Sein Tod war der grösste Schlag für die belgische Malerei.
Aber so lturz sein Leben, hinterliess er doch unvergessliche Spuren.
Nicht die aSClILIlC von T CYVUCICIIK allein, jene kräftige Ecole en
plein vent, sondern die ganze neueste Kunst in Belgien, igeht auf