XXXVIII.
BELGIEN
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Jacobs gehen parallel mit der trockenen Vedtitenmalerei von Gebirgs-
gegenden, wie sie in Deutschland von Kameke, dem alten Grafen
Kalkreuth u. A. betrieben wurde.
Kindernzans, der zuerst im Salon von 1854 auftrat, bezeichnete
einen Fortschritt über diese prosaische oder falsch gestimmte Nüch-
ternheit hinaus. Er malte weite grüne Wiesen mit hohem Horizont,
einsame Batumgruppeiu, Windmühlen und kleine Bauernhütten. Noch
nicht in allen ihren Oifenbitrungen liebte er die Natur, sondern
nur zur schönen Jahreszeit und wenn sie Gelegenheit zu kunstvollen
COIDPOSiIlOUCH gab. Aber er xiergass doch Stadt und Atelier, lebte
inmitten der wallonischen Hügel, hörte die Blätter säuseln, den Wind
ächzen, die Ahnung der Natur ging ihm auf. Eine feuchte Lttft begann
durch die Landschaften zu wehen, es kündigten sich, obwohl schüch-
tern, die Fortschritte an, die von der nächsten Generation gemacht
wurden
Iburnluis, der gleichzeitig mit ihm thätig war, malte wie Hobbema
schöne grosse Baumgruppen, hinter denen eine Windmühle oder eine
Bauernhütte attftaucht, kleine Stege, die am Saume eines Waldes
hinführen. Er stand auf den Schultern der alten Holländer, hatte
noch kein zärtliches Auge für die Feinheiten der Atmosphäre, wusste
nicht zu träumen, aber war ein guter Arbeiter und kräftiger Maler.
Als Darsteller der belgischen Flachlandschaft wurde Ednzonti
n'a 5ld1an1pl1e]ee1' bekannt, der in den 30" Jahren lange in München
lebte und deshalb auch in Deutschland sich besonderer Berühmtheit
erfreut. Mit üppigem Gras bedeckte Wiesen oder Getreidefelder mit
wogenden Saateir, geradlinige Kanäle mit ruhigem glattem Wasser-
spiegel oder stille, von niedrigen Ufern eingefasste Ströme, deren
Fluth der Regenwind kräuselt; diese Ebenen hier und da überragt
von NVeidenalleen, vereinzelten Gehölzstreifen, Windmühlen, Kirch-
thfirmen oder Fabrikschornsteinen, die breiten Weideflächen belebt
mit stattlichen grasenden Rindern und über dem Ganzen ein trüber,
von grauem Regengewöll; bezogener Himmel das sind seit 1836
die Hauptelemente seiner gesundfrischen, wenn auch uninteressant
gesehenen Bilder. Roelofs, ein in Brüssel lebender Holländer, be-
obachtete aufmerksam das Spiel des Lichtes auf üppigen VlilHIlSClICD
Wiesen. La-niorinitire erschien mit seinen hochstänamigen, sorgfältig
und glatt gemalten Baumstämmen, Er hatte eine religiöse Ehrfurcht
Vor der Natur und glaubte ihr am ehesten durch kleinliches Tüpfeln,
indem er jedes Stückchen Rinde genau abmalte, beikommen zu können
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