Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

XXXVIII. 
später hat er nur kleinere Frauenbilder in der Art Alfred Stevens 
gemalt, die nicht entfernt an das heranreiclien, was heute Aehnliches 
in Paris entsteht. In der Geschichte der belgischen Malerei aber 
bezeichnet Hermansf Morgendammerung trotzdem ein Datum.  
war für Belgien das erste moderne Bild mit lebensgrossen Figuren, 
das erste, das eine Strassenscene im Format eines Historienbildes 
erzählte und die Principien der Manefschen Farbenanschatiung den 
Belgiern Vermittelte. 
Alle jene Aeltern, die sich um Dubois und Braekeleer schaarten, 
waren saftig, fett, vlämisch, oder ruhig, phlegmatisch holländisch. 
Alle liebten die Sauce, die dunkelbraunen Hintergrfuide, die braune 
Carnation und die rothen Schatten. Sie nehmen in der Geschichte 
der belgischen Malerei eine ähnliche Stellung ein wie in der fran- 
zösischen Courbet und Ribot. Als Hermans in der Mitte der 70 er 
Jahre sein Bild ausstellte, war die belgische Kunst aus dieser Courbet- 
phase herausgetreten, hatte gleich der französischen die warmen 
Asphalttääne einer Malerei geopfert, die das genaue Studium der Ton- 
werthe an die erste Stelle setzte. Auch hier ward durch die Land- 
schafter der Umschwung angelmliiit. In ununterbrochenem Verkehr 
mit der Natur hatten sie zuerst bemerkt, wie wenig diese fette Courbet- 
sehe Malweise geeignet war, das Duftige, Zarte der Natur zu fassen. 
Die allmähliche Entwicklung dieser Landschaltsnialerei, in der 
die belgische Kunst bis heute die meiste Kraft zeigt, datirt seit 1830. 
Damals war zunächst Ruysdael entdeckt worden. Melancholisch wie 
man gestimmt war, producirte man eine Masse von Wasserfällen 
und Felsen, von Alpenansichten und Sturzbächen, deren elegische 
Traurigkeit ebenso überwunden wirkt wie ihre schlechte Farbe. 
Van Assche, Verstappen und Marneffe hatten eine Vorliebe für das 
nSublimea, das heisst für das gerade Gegentheil der einfachen Land- 
striche, die sie um sich sahen. Die zahlreichen Reisen nach Italien 
hatten bei ihnen eine krankhafte Schwärmerei für grosse imposante 
Linien hinterlassen. Erst seit den 40er Jahren kehrte man allmählich 
in Belgien ein, bemühte sich nicht mehr in der Ferne das Material 
für die Anfertigung künstlich arrangirter Kulissen zu suchen; die 
Landschaft wurde eine möglichst genaue Umschreibung der Gewässer 
und Holztmgen der Heimath und brauchte dann ein weiteres Men- 
schenalter, bis sie zu der Einfachheit und Feinheit des modernen 
Naturgefühls gelangte. Die Panoratnaansichten aus den Ardennen von 
de Jonghe, die Ruinen von Lautcrs, die Seen und Fjords von Jacob
	        
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