XXXVIII.
aus dem Volke Bilder, die späteren Generationen ein erschreckendes
Abbild von Brüssel der 60er Jahre vermitteln werden.
Alfred Stevens, der ebenfalls mit Bettlerinnen und Vagabunden
begann, brachte eine gewisse nervöse Unruhe, wenn auch nicht
tief, in diese vliimische Gesundheit. Das YVeib, das Meer und die
Blume, Seide und Sammt, Alles, was nüancenreich ist und feine
ReHexe gibt, hat seinen geschickten Pinsel beschäftigt. Seine Bilder
sind fein und solid, kräftig und graziös, nervös und gesund, xilämisch
und pariserisch zugleich. ja, es Scheint Bist, als wären sie zu Vliillle
isch, um als echte Darstellungen der Pariserin zu gelten. Stevens
ist heute 65 Jahre alt und sieht aus wie ein pensionirter Oberst
der Cavallerie. Selbst rauhe Schicksalsschläge haben seine breit-
schulterige Reckengestzilt mit dem massiven Rücken und den grossen
muskulösen Händen nicht beugen können. Und diese muskulösen
Hände haben auch den zarten Linien der Pariserin etwas abgegeben
von ihrer eigenen Kraft, auch diese Wesen gesunder und vollblütiger
gemacht, als sie in Wirklichkeit sind. Auch ihm liegt jene jordaensY
sche Schwere in den Gliedern. Auch er ist, wie alle diese Vlaamen,
ein Stilllebenmaler. Seine hübschen Weiber, die sich baden oder
Bouqtiets, japanische Masken und Statuetten betrachten in einer Atti-
tüde, die dem Beschauer erlaubt, ihre reiche Toilette und ihr ge-
schmackvolles Mobiliar zu studiren sie sehen selbst aus wie Püpp-
chen, die zwischen diese Nippsachen gesetzt sind. Die Fähigkeit,
den Duft des Lebens in seiner zuckenden Bewegung zu fassen, die
Poesie des Psychischen entging dieser Kunst.
Stevens Erfolge lenkten De jonghe, Baugniet und die Gebrüder
Verhas auf die gleiche Bahn. Unter de fonglzeis Händen wurde die
Pariserin ein zartes schmachtendes Wesen, das sich in langer Sil-
houette auf weichem, sammtenen Sopha streckt. Leidenschaft und
geistiges Leben kennt er ebenfalls nicht. Alles Interesse liegt in
der Koketterie der Toilette, die übrigens auch stets in den Grenzen
philiströser Ehrbarkeit bleibt. De jonghes junge Frauen sehen alle so
unschuldig aus, als hätten sie gerade das Pensionat verlassen. Sie
sitzen 2111 ihrem Arbeitskorb oder haben einen Roman auf den Knieen.
Ein leichtes Schmollen, ein ungeduldiges YVarten ist der einzige Affekt,
der zuweilen ihre sonnig klare Stirn in Falten legt. Baugnicl und
die Gebrüder jan und Fmns Verlzas öffneten zugleich der Kindervtielt
die Thore, wodurch dann auch die Rolle der Frau eine andere ward.
Die moderne Evzl des Stevens und die schöne, gleichgültige Creatur