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stehen, Walzen und Schurungräder, Brückenpfeiler und Locomotiven-
axen. Arbeiter, eine Art friedlicher Riesen, hantiren am Eisenhamrner
mit rothglühentlen Schiiften. Meunier nahm selbst an der Seite des
Arbeiters an diesem Kampfe Theil. Erst Bildhauer, hat er den düstern
Naturalismus des Germinal auf die Plastik übertragen. Als Maler
ist er überzeugend und asketisch, ein wenig brutal, aber von auf-
richtiger Einfachheit. Seine Landschaften riechen nach Kohlen und
Eisen, und seine Grubenarbeiter sind schreckliche, russgesclnviirzte Ge-
stalten. von grosser 'Wahrheit, sei es, dass sie stumpfen Blickes in das
Feuer der Hochöfen starren oder dumpfbrtitend, tibermütlet von der
Arbeit ausruhen. Auch Märtyrerscenen stellte er aus zuweilen, das
belgische Gegenstück zu denen, die in Frankreich Ribot im Anschluss
an die spanischen Naturalisten malte. Statt der Boudoirheiligen der
frühern Generation sieht man erstaunlich gemalte Akte, halbverweste
Leichname mit blutigen Wunden. Ein Stück Fleischerladen zog mit
Meuniers Bildern in die vlämische Kunst ein.
Wegen dieses Versuches, die religiöse Malerei auf realistischen
Boden zu stellen, darf auch Charles Verlat nicht übergangen werden,
der bei einem Aufenthalt in Palästina zahlreiche iigürliche und land-
schaftliche Studien angefertigt hatte, die er nach seiner Rückkehr zu
religiösen Bildern zusammensetzte. Das Ergebniss war, wie bei den
meisten dieser biblischen Orientmaler, ein trivialer, massiver Realis-
mus, der bei Verlat um so brutaler wirkt, als jeder Blick für die
Landschaft ihm fehlte. Alles ist versteinert, Personen, Luft und
Licht. Die religiöse Malerei brachte er nicht vorwärts, wirkte aber
durch seinen urwtichsigen Realismus doch insofern anregend, als
er der conventionellen Heiligenmalerei auch in läelgien ein Ende
machte und durch frischeres Naturstudium sich der allgemeinen Ströme
ung anschloss. Durch seine Orientbilder wie durch seine T hiere
und Landschaften wurden manchem jüngeren Künstler die Augen für
das Leben der Natur geöffnet.
Louir Dubais ist vielleicht der kraftstrotzendste dieser Courbet-
Gruppe. Seine ersten saftigen, breit gemalten Bildnisse liessen an den
alten Pourbus denken. Später wendete er sich mit der breiten Bravour
und fetten rothbraunen Malweise Courbets dem Figurenbild, dem Still-
leben und der Landschaft zu. Wenn er nackte Weiber malte, so
strotzten sie von Gesundheit und Kraft. Er liebte fette Schultern
undisehnige Hälse, das Schimmern der Haut bei Lampenlicht, das
Fell der Rehe und Hasen, den schillernden Glanz der Karpfen und