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XXXV
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Wesen, die bei der Geburt
Vorliebe für die Krankheit.
schon dem
das Hiisslicl
'l'ode verfallen
1c und den Vcr
sind. Diese
E111 des Men-
schen gibt de Groux' Werk eine schreckliche liinfi'n'inigkeit. Seine
Bilder sind freud- und trostlos. Die bleischwere Stimmung eines
Regentages, die Melancholie niedriger. unter schmutzigem Schneedach
begrabener Hiiuser, die schwere Atmosphiii'e trüber Herbsttage sind
die Dinge, die er am meisten liebt. Man lindet bei ihm keinen
Frühling, keine singenden Vögel und spielenden Schmetterlinge;
kaum, dass ein Stückchen Grün die rusige Gleichförmiglteit seines
Colorits belebt, das düster ist wie das Leben der Armen. Die trübe
Wirklichkeit herrscht ganz in seinem Werke. Es gleicht einem
Hospital n1it kranken Menschen, denen schon an der Wiege gesungen
ward, dass sie hungern und frieren müssten. Unerbittlich. wie ein
Chirurg, der ein krankes Glied operirt, hat de Groux aus seiner
Kunst eine Klinik gemacht, oft brutal, wo sein Pinsel die tiefsten
Wunden der modernen Cultur berührt. Sein Ideal überschreitet
nicht die Thürschmrelle der Kellerwohnungen und Mansardcn. Es gibt
in seinen Bildern nur ärmliche, zerbrochene Möbel, geflickte Lumpen
und bleiche Gesichter, in die Hunger und Arbeit ihre frühzeitigen
Falten geschrieben. Er malt die Leiden und die Mühsal des Arbeiters,
die ganze Degeneration des Menschen, dem das Licht und die Luft
fehlt, mit einer fürchterlichen Ehrlichkeit, wie keiner vor ihm. Selbst
Tassaert, der Beranger der Mansarden, hatte nur von kleinen Grisetten
erzählt, die sich, ein bleiches Lächeln auf den Lippen, mit Kohlengas
tödten. Nie zeigte er die öde Nacktheit einer Dachstube, wo alte
Männer unter schmutzigen Betttüchern den Hungertod sterben. Eine
echt französische Grazie milderte bei ihm die Traurigkeit. De Groux
ging bis zum Ende des Weges; er malte das Assommoir, noch be_
vor es zu Romanen verarbeitet war: den schwer nach Hause wanken-
den Trunkenbold, verkommene, in rauchigen Kneipen beim Schnaps-
glas hockende Gesellen und als traurige Kehrseite zitternde Kinder.
die hungrig in tmgeheiztem Zimmer frieren, bleiche Frauen, die mit ver-
weinten Augen unter dem trüben Licht schmutziger Fensterscheiben
nähen, alte zerbrochene Wiegen. in denen kleine Kinder gestorben
sind. Selbst wenn er einen milderen Ton anschlägt, kennt er nur
die Regelmässigkeit der Arbeit oder die Noth des Lebens: arme Weiber,
die am trüben Nachmittag die zerrissenen Kleider des Mannes oder
der Kinder flicken, Bettler, die schlotternd an den Strassenecken
stehen, halb erfrorene arme Leute, die scheu um das Kohlenbecken