XXXVIII.
ELGIEN
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wturden sie zunächst mit demselben Entrüstungsrtif begrüsst, der
sie in Frankreich empfangen hatte. Aber dieser Entrüstungsschrei
verhinderte den Courbefschen Realismus nicht, schon ein paar Jahre
Später mit De Groux zu triumphiren, der ihn in einer Art brutaler
Sentimentalität widerspiegelt.
Charles n'a Groux ist ein merkvirürtligei" Kfmstler. Auch Hendrik
Leys schon hatte die Armuth gemalt. Aber nicht in der kVirk-
lichkeit sah er sie nur auf alten Bildern. Der vornehme, reiche
Maler hatte einen weiten NVeg von seinem fürstlichen Palais nach
den engen Gassen des alten Antwerpen, wo diese modernen Dramen
sich abspielen. Charles de Groux lebte selbst ein dürftiges Leben
111 einer entlegenen Vorstadt, stets umgeben von den bleichen ver-
hungerten Gesichtern der Armen. Ein tiefes Mitleid zog ihn zur
Welt der Mühseligen und Beladenen hin. Er tibertrtig auf sie die
Melancholie, an der er selber litt, lebte ihr Leben mit ihnen, und
sein Herz blutete,_ wenn er sie leiden sah. Künstler und Mensch
deckten sich bei ihm. Er ist der Maler der Unglücklichen geworden,
Weil er selbst ein armer, unglücklicher, hässlicher Mensch war: mit
derselben Naturnothwendigkeit, mit der die glücklichen, schönen
Künstler jederzeit die Poeten des" Lachens und der Grazie waren.
Er mischt in seine Malerei weder Sarkasmus noch Klagen, sondern
malt einfach die Wirklichkeit, wie er sie fühlt, mit der ganzen Er-
fetlullg seines Innern, ohne zu dogmatisiren oder socialtlemokratisch
Zll predigen. Der Kampf zwischen Capital und Arbeit berührt ihn
nicht; er kümiriert sich nie um das Verhältniss zwischen Arbeitgeber
und Arbeiter, stösst nie den Kriegsruf des Yvolkstribunen aus, wie
Eugene de Block esgethan hatte, Ernst und sachlich führte er das
Vßlk in die Kunst ein, gab ihm in Belgien den künstlerischen Geburts-
echein, den es in Frankreich durch Courbet erhalten. Im Uebrigen
ahnelt er dem Franzosen nicht. Courbet war ein handfester Maler von
Eigner Bravour, der Alles in den braunen Tönen der Bolognesen
- monisch zusammenstimmte. De Groux erscheint neben ihm
nlflgef. gequält; schrille Töne durchbrechen die rusige Harmonie
Seiner Bilder. Courbet betrachtete die Menschheit mit einem geä
Sundßn, breiten Rabelaisschen Lachen, der arme de Groux, der
glitt, Schwach und kränklich war, hat in seine Dramen immer
t efe Gefühl des Todes gelegt. Bei Courbet gesunde Menschen,
dle m ihrer ganzen Rusticität sich erheben, bei de Groux magere Ge-
Stalten mit hohlen NVangen und schwachen Lungen, schwindsüchtige