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XXXVII.
ENGLAND
lischen Schule
Noten, EfTekte,
halten will.
bildete.
die sie
Sie gibt leicht auf's Papier hingeworfcnc
frappirt haben und deren Erinnerung sie fest-
Venedig ist für die heutigen englischen Maler, sofern sie nicht
im Lande bleiben, dasselbe, was für die frühere Generation der
Orient gewesen. Sie studiren nicht mehr das romantische Venedig,
wie es Turner malte und Byron im Childe Harold besang, nicht
die edle Schönheit der venezianischen Architektur und das Glühen
seiner Canallatidschaften, sondern das Venedig des Tages mit seinen
engen Gassen und hübschen Mädchen, das Venedig mit seinen
wunderbaren LichtefTektex1 und malerischen Strassenligtiren. Sie
bemühen sich auch nicht, widCZllCK Züge im italienischen Volks-
charakter zu finden. Sie malen wahre, alltägliche Scenen aus dem
Leben des Volks, aber verlalärt durch den Zauber des Lichtes. Nach
Zezzos, Ludwig Passini, Cecil van Haanen, Tito und Eugen Blaas
sind die Engländer Luke Fildes, B. Logsdail und Henry Woods
die geschicktesten Maler venezianischer Strassenscenen. Auf den
Bildern von Luke Fildes und B. Logsdail sieht man gewöhnlich
vorn schöne Lagunenweiber in Lebensgrösse, die im Canal Wäsche
waschen oder mit ihrem Strickzeug vor der Hausthür sitzen, die
Köpfe sehr lustig, die Farben fast schreiend lebendig. Henry Woods,
der Schwager von Luke Fildes, folgte in Bildern wie
Strassenhandela, sDer Verkauf eines alten Meistersa, sDie Vor!
bereitungen für die erste Communiona, wVOm Rialto zurücka u. dgl.
mehr dem von Favretto vorgezeichneten Wege und hat von
allen Engländern das Studium hellen Tageslichtes am consequen-
testen betrieben. Das kleine Glashaus, das er 1879 an der Rückseite
des Palazzo Vendramin erbaute, wurde das Vorbild all der Glasateliers,
von denen heute die Lagunenstadt übersät ist.
Und diese T hätigkeit in Venedig trug nicht tmwesentlich dazu
bei, die englische Malerei tiberhatipt aus ihrer etwas einseitigen
Aesthetik ein wenig mehr in den Strassenschmutz, aus ihren fein
zusammengestimmten Tönen zu einer ernsteren Lichtmalerei zu
führen. Luke Fildes malte ausser seinen idettlisirten Venezianeriiinen
lauch grosse Bilder aus dem englischen Volksleben, wie die wHCiIU-
kehr der sder Wittwem u. dgl., die ernstere Töne an-
schlugen, als es sonst die englische Malerei thut, und liess I878 in
seinem Bilde wDie Armen von Londona sogar an gewisse Skizzen
denken, die Gavarni während seiner Kreuz- und Querzüge durch