herrschenden, luftlosen Halbdrnkels zu setzen. In dieser sonnigen,
licht- und luftfluthenden Helle wimmelte es von Problemen, liessen
sich immer neue Farbenaltkorde entdecken. Strahlen der Sonne, die
blinkend durch die Blätter der Bäume rieseln; graugrüne, staubge-
schwängerte, im Sonnenschein brütende Wiesen waren die ersten,
einfachsten Themen.
Das vollständige Programm lautete jedoch nicht auf helles Malen,
sondern tiberhatipt auf Erfassen der wahrheitlichen Farbe unter strengem
Verzicht auf künstliches Einstimmen in einen überkommenen Ton.
Nachdem man also das Tages- und Sonnenlicht malen gelernt. war
die Weitere Forderung, zu beweisen, dass das Exempel des Wälllfllltlltlllf;
auch auf jede andere Aufgabe stimme. Denn das Licht ist wohl in
der Sonne weiss, aber auch im NValdesdunkel, im Mondschein, im
dämmerndeii Raum treibt es leuchtend und farbig zugleich sein Wesen.
Die Nacht, der Nebel mit seinen wogenden, hineingewebteii Ge-
heimnissen ist ebenso reich an Schönheiten, als die strahlende Welt
des fiiinnierntlen Sonnenscheins. Es war wohlthuend für's Auge,
nach all der Sommersonne auf Wald und Wasser, in die getiämjvfte,
weiche, ruhige Luft eines Zimmers zu blicken. Auf die ältere,
derbere Freilichtmalerei folgt die Vorliebe für Dämmerlicht, das mehr
malerische Weichheit, eine sanftere Farbenharlnonie und mehr Stimm-
ung besitzt, als das klare Licht des Tages. Man beobachtet das Halb-
dunkel und sucht in ihm die gesteigerte Farbe, man schaut in die
Schleier der Nacht und ergeht sich in einer Dunkelmalerei, die nur
aus der Schule des Pleinairismtis hervorgehen konnte. Denn dieses
Dunkel ist zugleich luftig, ein Dunkel, in dem es webt, lebt und
athmet. Malte man früher eine Nacht, so war Alles dick und un-
durchsichtig, von jenem in's Gelbliche spielenden Schwarz, wozu
die Firnisskrtisten alter Bilder verführten. jetzt lernte man das ge-
heimnissvolle Nachtleben ausdrücken, die bläulich graue Atmosphäre
der Dämmerung wiedergeben. Handelt es sich um Figuren im Innen-
ratum, so malt man "die Circulation der Luft innerhalb der Gruppen,
das, was Correggio das Ambiante, Velazqtlez Respiracion nannte.
Dazu tritt das Studium der künstlichen Beleuchtung: der zarten,
coloristischen Reize bunter Lampions, des Himmernden Gas- und
Lampenlichtes, das durch die Glasfenster der Läden strömt, vibrirend
die Nacht durchzuckt und auf den Gesichtern der Menschen in
grellem Schein refiectirt. Unter diesen rein malerischen Gesichts-
punkten vollzog sich die allmählige Erweiterung des Stoüfgebietes.