144
XXXVII.
ENGLAND
versteht, das Detail zu opfern und deshalb der malerischen GCSQIDHIIXVlIk-
ung ernmngelt. Andererseits ein künstlerischer Pzintheismus, der sich
zuweilen trotz mancher Dissonanzen zu hoher lyrischer Poesie erhebt.
Die Bilder Cec-il Lawxous leiten bis zu dem Punkt, wo die
Praerafaeliten einsetzen. Die ältern halten sich in ihrer mächtigen
Mache, der Freiheit und Kühnheit ihrer Ausführung noch ganz in
Constables Bahnen, während bei den spätem in der niinutiösen
Durchführung aller Einzelheiten innner mehr der Einiiuss der Praxe-
rafaeliten hervortritt.
Hier, WO Cecil Lawson endete, begann [amvs Clarlee Hoolc, der
grosse Altmeister, der noch heute nichts von der Kraft eingebüsst
hat, mit der er vor vierzig Jahren der NVelt die Augen öffnete für
die tiefe Farbigkeit und das auch in der Einzelheit reizvolle Leben
der Natur. Seine Bilder, namentlich jene Sonnenuntergänge, die er
so gern malt, haben etwas Gläubiges, Religiöses, wirken wie ein
Gebet, ein Hymnus, sind trotz ihrer brüskeii, stechenden Farben oft
von gatnz biblischer Feierlichkeit. In seiner spätern Zeit hat er sich
hauptsächlich der Marine zugewandt und dabei von der praeraßtelit-
ischen Detailmalerei seiner JLIgCIILljLIlIIC entfernt. Seine Bilder lassen
Seeluft athmen und seine Matrosen sind alte Seebären. Nur dass in
der Regel noch ein gedankenhafter Inhalt beigegeben wird, ist ihm
aus seiner praerafaelitischen Zeit gelalieben.
Vicat Cole, ebenfalls einer der älteren, ist weniger bedeutend
und tmgleich. Vor vielen seiner Bilder hat man den Eindruck, als
ob er direkt Constztble copirt habe, in andern badet er sich in
gelben faden Tönen, doch hat er matnchmal Herbstbilder gemalt,
glückliche edle Landschaften, in denen wirklich ein Reflex der
Sonne Claude Lorrains lebt.
Mit viel grösserer Freiheit steht CollinHzllzlcr der Natur gegen-
über und weiss sie kühn in ihren packendsten Momenten zu fassen.
Das Zwielicht mit seinem geheimnissvollen Durcheinanderzittern der
tausenderlei Farben, seinem Leuchten und Glitzern des Wassers und
dem schwer sich darüber lagernden Himmel fesselt ihn am meisten;
bald schildert er wie in dem vHäringsverkauf auf den Schiffena
das Grauen des Morgens, bald wie in den (t des
South-Iiensington-Museums den fahlen Sonnenuntergang. Seine
Menschen sind immer in rastloser Thiitigkeit, sei es, dass sie die
letzten Augenblicke der Helligkeit noch ausnutzen, oder mit frischen
Kräften dem anbrechenden Tage entgegensehen.