Volltext: Geschichte der Malerei im XIX. Jahrhundert (Bd. 3)

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XXXVII. 
ENGLAND 
Hubert Herkomers Lebenslauf ist eine jener abenteuerlichen Car_ 
rieren, die im I9. Jahrhundert immer seltener werden  es gibt 
nicht viele, die aus so einfachen Verhältnissen so schnell zu Ruhm 
und Glück emporstiegen. Sein Vater "war ein Herrgottschnitzer 
im bayerischen Dörfchen Waal, wo Hubert'1849 geboren wurde. 
1851 versuchte der Lmternehmende Bayer sein Glück in der neuen 
Welt. Doch da gings nicht recht vorwärts, und 1857 taucht die 
Familie in England  in Southampton  auf, wo er sich an der 
Schnitzbank und als Lohndiener, seine Frau als Musiklehrerin red- 
lich durchkämpft. Ein Auftrag, Peter Vischers vier Evangelisten in 
Holz zu schnitzen, führt ihn mit seinem Sohne nach München, WO 
sie im Hinterhaus eines Zimmermeisters eine Stube beziehen, in 
der sie schlafen, kochen und arbeiten. In der Vorbereitungsklasse 
der Münchener Akademie erhält der junge Herkomer seinen ersten 
Unterricht und beginnt Akt zu zeichnen  wozu der Alte Modell 
stand. In Southampton veranstaltet er bei einem Rahmeniibrikanten 
seine erste Ausstellung und zeichnet Illustrationen für ein Witzblatt. 
Mit den paar Groschen, die er sich damit ersparte, geht er nach 
London und lebt dort mit einem Andern, der nicht mehr hatte, 
von der Hand in den Mund. Er kocht, der andere scheuert die 
Tiegel; er arbeitet als Maurer an dem Pries des South-Kensington- 
Museums und vermiethet sich für die Abende als Zitherspieler. Da 
wird der sGraphica seine Rettung, und nachdem ihn Zeichnungen 
bekannt gemacht, haben bald auch seine Gemälde Erfolg. Ein Bild 
wNilCll des Tages Milllöne, das er 1873 in der Royal Akademy aus- 
stellt  eine sinnige, in Walkers Art vorgetragene Scene aus dein 
bayerischen Dorfleben findet sofort einen Käufer. Er kann seinen 
Eltern ein Heim im Dorfe Bushey einrichten, das er später in dem 
Bilde wOur villtlgea verherrlichte, und beginnt sein Hauptwerk xDlC 
letzte Musterunge, das ihm 1878 auf der Pariser Weltausstellung 
die grosse Medaille einbringt. Seitdem sah er die Augen des eng- 
lischen Publikums auf sich gerichtet. Es folgte zunächst eine Reihe 
von Bildern, in denen er die Bahnen des poetischen Realismus 
liretlericlt Walkers weiterging: xZLlf Abendzeita, eine Scene aus einem 
Londoner Altweiberasyil, wThe Gloom of Idwala (ein Stück Berg- 
romantik aus Nordwales), sGods Sllflläöa (ein einsamer bayerischer 
Bergpfad mit einem Herrgottschrein und betenden Bauern), der sBitt- 
ganga (eine Gruppe von Landleuten, die für ihre Ernte beten, wCOII- 
trastee (ein paar englische Damen, die im bayerischen Gebirge von
	        
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