ACHDEM der vReallisnatisa die moderne Malerei aus der
N Vergangenheit in die Gegenwart herübergeleitet, der alm-
pressionismusa coloristisch den Bann der Galerien gebrochen
und für die neuen Stoffe die selbständige Farbenanschatnlng begründet
hatte, beginnt jetzt die künstlich zurückgedämiiite Fluth modernen
Lebens in ihrem vollen Umfang in die Kunst einzudringen. Eine
ganze Anzahl neuer Probleme war aufgetaucht, und eine rüstige
Schaar moderner Geister war bereit, sie zu ergreifen und künstlerisch
zu gestalten, jeder nach seiner Art, seinem Können, seiner indi-
viduellen Erkenntniss und Kraft. Sie hatten, nachdem die Malerei
des I9. Jahrhunderts ihr eigenes Thiitigkeitsfeld gefunden, nicht
mehr nöthig, nach entlegenen Stoffen zu suchen. Die frische Be-
wiiltigtmg des eigenen Natureindrucks trat an die Stelle des retro-
spectiven Geschmacks, der die fertige Formen- und Earbensprache
der Alten als Vocabular zur Anfertigung neuer Kunstwerke be-
nutzte. Die Natur selbst war ein Museum prächtiger Bilder ge-
worden. Wie eine Erleuchtung, eine neue Offenbarung der Töne
und Klänge, aus denen der Maler seine Symphonien zu bilden hätte,
kam es über die Künstler. Sie lernten das Malerische und Poetische
im engsten Familienkreise, unter den Beeten des einfachsten Gemüse-
gartens finden, hatten zum ersten Mal das naive Erstaunen vor der
Wirklichkeit, die Freude "der schrittweisen Entdeckung, der lang-
samen Eroberung der Welt.
Das Pleinair stand selbstverständlich zunächst im Mittelpunkt der
Bestrebungen. Nachdem man so lange nur in braunen Tönen
gemalt, war die strahlende Wunderwelt des flüssigen, freien Lichtes
etwas so berauschend Neues, dass mehrere Jahre lang alle Bemüh-
ungen ausschliesslich darauf abzielten, die Sonne selbst wieder zu
gewinnen, das helle, klare Tageslicht an die Stelle des allein-
Mnxher, Moderne Malerei m. 1