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XXX V H.
ENGLAND
wegen sich in einem Traum-
land. Die Parthenonsculp-
turen beeinflussten ihn, doch
auch die Japaner sind hin-
durchgegalngen: Von den
Griechen lernte er die C0111-
bination edler Linien, den
Reiz von Würde und Ruhe,
die Japaner gaben ihm den
Sinn für Farbenharnionieen,
für schwache, gebrochene,
delikate Töne. Aus der ca-
priciösen Vereinigung dieser
beiden Elemente schuf er
seinen zarten, exquisiten Stil.
Die Welt, die er sich erbaut
hat, ruht au f weissen Marmor-
säulen, in ihren Gärten sind
kühle Fontänen und Marmor-
fussböden, aber sie ist auch
voll von weissen Vögeln,
sanften Farben und rosigen
Blütl1ei1 aus Kioto. Und be-
völkert ist sie von graziösen,
gClICiIDHlSSVOllCD Jungfrauen, die, in ideale Gewänder gekleidet, die
Ruhe lieben, sich ewiger Jugend erfreuen und wie Sapphos Gespielinnen
ganz sich selbst genügen. Man möchte sagen, die alten Tanagraiigureii
hätten neues Leben bekommen, wenn man nicht zugleich fühlte, datss
diese Wesen schon" viel Thee getrunken. Nicht ganz modern sind sie,
ihre Formen sind plastischer, gleichmässiger, als die der wirklichen
Albionstöchter, aber sie haben in allen Bewegungen einen Chic,
in allen Ausdrucksnüancen eine müde Modernität, wodurch sie vom
conventionellen Weib des Classicismus abweichen. Sonst lassen
sich Moores Bilder nicht beschreiben. Aetherische, ährenblonde, zer-
brechliche Wesen wälzen sich in ästhetisch abgetönten, grauen und
blauen, lachsfarbigen oder bleich purpurnen GCWÄHLlCII] auf hellen,
von japanischen Künstlern mit sehr ästhetischen Stollen dekorirten
Ruhebänken, stehen in violettem Gewand mit weissem, golddurch-
wirkten Mantel an einer graublzttien See, die an der Stelle, wo sie