IO2
XXXVII.
ENGLAND
Alma
Tadema
Frage.
Eine
Alma Tadema, der berühmte Holländer, der in den Londoner
Nebeln die Opfer von Pompeji und Herculanum zum Leben er-
weckt, verhält sich zu dieser feierlich akademischen Gruppe ähn-
lich wie Geröme zu Couture. Wie auf dem Felde der Literatur
Bulwer das gelungenste, von den Nachfolgern nicht überbotene
Culturgemälde aus dem Alterthum schuf, hat Tadema auf dem Ge-
biete der Malerei in glaubhaftestei" Weise die Aufgabe des antiken
Sittenbildes gelöst. Er hat die Vergangenheit bevölkert, ihre Städte
und Häuser wieder gebaut und möblirt, hat das Feuer auf den
Opferaltären angezündet und das Echo der Dithyramben zu neuem
Leben erweckt. Poynter erzählt alte Fabeln, Alma Tadema nimmt
uns beim Arm und führt uns als der kundigste Cicerone durch die
Strassen des alten Athen, reconstruirt die Tempel, die Altäre, die
Wohnhäuser, die Läden der Fleischer, der Bäcker und Fischhändler
so wie sie waren.
Tadema verdankt diese Glaubwürdigkeit zunächst seinem emi-
nenten archäologischen Wissen. Schon durch Leys in Brüssel ward
die archivalische" Seite seines Talentes geweckt, und als er 1863
zum ersten Mal nach Italien kam, endeckte er seinen archäologischen
Beruf. Wie die alten Römer gekleidet, wie das Heer bewaffnet
und geschnlüclgt War, wurde ihm ebenso bekannt, als wie es im