Individualisierung.
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legen auf späteren Sarkophagen die Gesten von dem grofsen Rück-
gange der Kunst Zeugnis ab. Die gleiche Geste, der rechte Arm
nach der Mitte zu erhoben, die Linke hält das Buch, wird von
allen wiederholt. Immerhin ausdrucksvoller sind die Scenen bei
einigen etwas früheren Werken; namentlich in Arles zeigt sich das
Streben nach gröfserer Lebendigkeit und Abwechslung; 'wenn es
auch gegenüber dem schematischen Komponieren den Kürzeren
ziehen mufs, so hat es doch mitunter Figuren und Positionen ge-
schaffen, welche direkt dem Leben entnommen sind (t. 342, 2).
In Rom zeigt zwar der frühe Sarkophag t. 304, 4 auf der einen
Seite den Künstler mit Erfolg bemüht, eine Verschiedenartigkeit
der Bewegungen zu geben, aber wie schon die andere Hälfte hier
beweist, so zeigen es auch fast alle anderen Darstellungen in der
ewigen Stadt, wie die Kunst erlahmt und psychologische Stimmungen
mit ihren feineren Abstufungen nicht mehr imstande war auszu-
drückenf). Gerade bei diesem Vorwürfe tritt das besonders hervor,
weil vom Künstler zu verlangen ist, dafs er der Menge von gleich
beteiligten und gleich handelnden Personen durch eine gewisse Ab-
wechslung und durch gesteigerte Bewegungen Leben einhauche.
In der Hauptsache ist dies nicht gelungen, so Wenig wie mit
verschwindenden Ausnahmen die Auflösung der Masse in ein-
zelne in sich geschlossene und doch zur Haupthandlung durchaus
in Beziehung stehende Gruppen. Man legte eben nur Gewicht auf
das Vorhandensein des Plenums der Apostel.
Nur über das Attribut, soweit es sich etwa in den Monumenten
Endet, sei noch ein Wort gesagt. Die älteste römische Darstellung,
welche Christus nicht als Lehrer, sondern als guten Hirten unter
seine Apostel stellt, weist bei fünf jüngern eine Rolle auf. Die
andern Bildwerke, in denen der Herr den Aposteln das Gesetz
giebt in Gestalt der aufgerollten Schriftrolle oder indem er aus
dem aufgeschlagenen Buche sie lehrt, Scenen, die nicht mehr in
das vierte Jahrhundert hinaufreichen, zeigen im allgemeinen, wie
es nach und nach Sitte wird, die Apostel mit einem Attribute zu
versehen. Am Anfange wechselt die Rolle ab mit dem oft nicht
Namentlich t. 3 50,
3511