Prinzipien
der Sarkophagplastik.
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von selbst ergiebtl), so wird doch der Künstler viel eher dazu
gezwungen, wenn jede einzelne Scene eine selbständige Bedeutung
gewinnt. Dies ist der Fall bei der architektonischen Gliederung
der Sarkophagbildwand, wodurch jede Scene in Säulen eingeschlossen
wirdz). Eine Variante hierfür ist die Teilung durch vegetabilische
Glieder, Bäume und Laubwerk, wie sie namentlich in Südfrankreich
auftritt. Diese Art ist die in früher Zeit gebräuchliche, übrigens
lang beibehaltene, während eine Abschwächung der Ersatz ist, wie
er namentlich in Oberitalien versucht wird, die architektonischen
Glieder mehr zurücktreten und von diesem Hintergründe die Figuren
hervortreten zu lassen, wobei aber, wie gewöhnlich schon die ein-
heitliche Durchführung nicht gewahrt ist, die Gliederung gar nicht
mehr Einflufs ausübt3).
Der Sarkophag des junius Bassus ist für die klassische Art
und Weise typisch. Gesamtkomposition wie Einzelgruppierung ist
vortrefflich. Das Princip der Dreiteilung ist durchgängig gewahrt,
jede Scene ist harmonisch komponiert, tritt selbständig auf, die
Hauptperson macht sich scharf geltend. Aber bei aller Be-
schränkung auf das Wesentliche sind vorwiegend bei dieser Kom-
positionsweise Begleitfiguren, Füllfiguren zur Ausfüllung des leeren
Raumes wie zur harmonischen Abrundung unentbehrlich. Sie lassen
die Hauptfigur erst lebhaft hervortreten und lassen, wie nicht selten
zu beobachten ist, die Handlung ausklingen. Verschiedene Scenen,
vor allem die Darstellungen von Gefangennehmungen sind augen-
scheinlich durch dieses Princip endgültig festgestellt: die Haupt-
I) Man vgl. dazu den übrigens auch in seiner Gesamtkomposition trefflich
angelegten Sarkophag 377, I.
2) Nach dem Muster des Sarkophags von Junius Bassus ist diese Klasse öfters
vertreten, aber selbstverständlich ist hier das Geschick des Künstlers mit mafs-
gebend; wenn er z. B. die Sarkophagwand, wie 320, I (röm.) in sieben Teile teilte,
statt wie 322, 2 in fünf, so war er gezwungen, sich zu beschränken. Diese Dar-
stellungen hier sind daher einfacher, gewöhnlich ist nur eine Begleittigur zugefügt;
andere Scenen werden danach modifiziert (330, 5; 397, 79 (rönn); 319, 7 (itaL);
317, Z; 379, I; 385, 6 (südfranm); 34x, 3 (Spam) u. s. Die Fünfteilung
findet sich mit ihrer mafsvollen Beschränkung der Scenen: 319, 1 (Osimo); 400, 5;
379, z; 353, 1 (südfrarm); alle frühe; 403, 4 mit wachsendem Personenappawtß.
3) Vgl. den Veroneser Sarkophag bester Zeit: 333, l (dazu: 328, 329, 1 u.