Der Typus von Petrus
und Paulus.
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Neapel nur durch den langen, starken, in der Regel braunen Bart
aus und beschränken sich auf Andeutung der Kahlheit durch Frei-
lassen der Stirn im Gegensatze zu dem Petruskopfe. Im fünften
Jahrhunderte setzt sich auch für ihn der Typus fest.
Der Nimbus ist vereinzelt den beiden Apostelfürsten schon
verhältnismäßig frühe gegeben worden, wie t. 67 beweist und für
Paulus aufserdem noch t. 70; die Neapolitaner Malerei (t. 105 A),
von Salazaro ins IV. Jahrh. gesetzt, giebt ihn aufser Petrus und
Paulus auch noch den beiden andern Heiligen.
Auf einem Arcosolium in Alexandrien ist Petrus neben Pro-
pheten am Grabe dargestellt, auf einem weiteren Thomas, vor
dem Herrn stehend; aber diese Darstellungen sind arg verstümmelt,
nicht publiziert, von Garrucci nur beschrieben (z. tav. 105 BP).
I) Gztrrucci weist einmal darauf hin, weil er Moses bei dem Quellwunder
anders, als in der Scene daneben dargestellt Endet (t. I8, 4), dafS dies wohl zu be-
achten sei, indem es deutlich zeige, dafs unter dem bärtigen Moses beim Quell-
wunder sich eine andere Person verberge. Dieses Werk ist sicher nicht in die
früheste Zeit zu versetzen, Sie Zeigt eben in der Verwendung beider Typen für
Moses das vierte Jahrhundert. Aufserdem aber sprechen in überwältigender Mehr-
heit die Monumente gegen eine Darstellung Petri oder eine Deutung auf Petrus;
vielmehr bestätigen sie durchweg die typische Bedeutung des alttestamentlichen
ltVunderhelden für Christus, indem sie sogar sehr häufig Christus an die Stelle von
Moses setzen. Man ersieht deutlich die Absicht des Künstlers, das Wasserwunder
zusammenzustellen mit den zwei Wunderthaten Christi, die im Bewufstsein der
Christen eigentlich als die Hauptwunder gelten, Speisung und Auferweckung des
Lazarus. Lag mit jener inhaltlich eine grosse Verwandtschaft vor, so wurde das
alttestamentliche Wunder mit dem letzteren in formaler Beziehung genau in Ein-
klang gebracht, ganz so wie auf den Sarkophagen. Darum decken sich auch die
das Wunder ausiibenden Personen vollständig, ja, sie sind ein und dieselbe Person.
Die wenigen Beispiele, in denen eine Verschiedenheit betont zu sein scheint, zeigen
den späteren Ursprung und sind Anzeichen, dal's der historische Sinn sich allmäh-
lich hervordrängt, eine Unterscheidung des Typus und Antitypus fordernd; übrigens
steht dem bärtigen Typus des israelitischen Führers neben dem unbärtigen Typus
die 'l'hatsache gegenüber, dafs die Bärtigkeit öfters sehr willkürlich gewählt ist, so-
gar für Jesus, der bei der Speisung bärtig erscheint, während neben ihm der das
Wasserwunder vollziehende unbärtig ist; so ist auch in zwei neutestamentlichen
Scenen Jesus verschieden gebildet (tav. 24; cfr. tav. 33 u. 70, x).
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