Der Aposteltypus im allgemeinen.
Der Aposteltypus auf den Goldgläsern ist derselbe wie auf
den frühen Sarkophagen und auf den Katakombengemälden. Der
Jünger, welcher Christus bei der Speisung begleitet (I76, 6), ist wie
sein Meister gekleidet: Pallium, Tunika mit breiten clavi; und er
ist wie dieser gebildet, jung und bartlos mit kurzem Haare, die
Rechte zur Brust erhoben, als Zeichen der Teilnahme an der
Aktion. Dies ist für die ins vierte Jahrhundert und die von diesen
abhängigen Darstellungen des anfangenden fünften Jahrhunderts die
übliche Weise. Die Apostel sind von den andern Heiligen nicht
verschieden, sie sind aber auch voneinander nicht unterschieden:
das Goldglas mit dem Apostelkollegium um Christus, ja selbst die
Gläser, welche die Heiligen um Christus in Büstenform setzen und
die nicht mehr in das frühe vierte Jahrhundert fallen (2.13. 187, I. 3),
zeigen die Apostel alle gleichmäßig jung, bartlos, mit Tunika und
Pallium.
Es fehlt jede Spur, wie der Auszeichnung, so der Individuali-
Nun ist Petrus nach dem bekannten Worte von Prudentius vDer Führer des neuen
Volkes Israelw; aber dieser Gedanke wird nie dahin ausgeführt, dafs Moses Typus
für ihn, er also allegorisch dem Alttestamentlichen Wunderhelden zu substituieren sei.
Keine einzige von den Stellen, welche die römischen Gelehrten hierfür aus den
Vätern anführen, geht über Prudentius Bezeichnung hinaus. Maximus von Turin
(opp. ed. Rom. 1784, p. 219) bringt Petrus und Petra in zufällige Verbindung und
Makarius v. Ägypten (26. hom. p. 154.) bezeichnet Petrus als Nachfolger Moses" nach
der priesterlichen Würde. Ebensowenig beweist Coustant, Epp. Roman. pontiff.
p. 866: cathedra Petri est natalis fons, unde aquae cunctae procedunt. Man lese
die Ausführung der Worte Pauli, I. Kor. X, 4.: Der Fels aber war Christus, z. B.
bei Augustin; bei aller Ausführlichkeit und Geschmacklosigkeit in der Ausmalung
der einzelnen Züge und bei aller Allegorisierung gedenkt er Petri mit keinem Worte.
Und wenn die Akten des Processus und Martinianus von einem Wasserwunder des
Petrus erzählen vfonte precibus admirabili signo crucis de rupe productow, so be-
richten sie auch, dass Paulus mit Petrus ein solches vollbracht habe (Lipsius, Die
Quellen der röm. Petrussage, S. 138 f.) und ein ähnliches wird von Andreas erzählt
(Acta Andr. et Matth. b. Tischendorf p. 162 und Äthiop. Akten des Barthol. u. Andr. b.
Lipsius, Apokr. Apostelgeschichten II, 2, 83). Wie hier, so ist auch in Augustins
ausführlicher Darlegung ade virga Christi: (sermo ad Catechumenos de cataclysmo
C- 5? t- V11, 169!) von einer virga Petri nichts erwähnt.
Nach dem allen kann von einem tiefen, allegorischen Sinne der Darstellung
nicht die Rede sein; im besten Falle hat die von den Vätern oft erörterte, auch
von Dichtern erwähnte Grundbedeutung des Namens Petrus den Anlafs zu der Ver-
bindung des Apostels mit dem Petra-Wunder gegeben.