Darstellungen auf Goldgläsern.
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Schon hieraus erklärt es sich, dafs wir in den Zeichnungen, Welche
die Goldgläser bieten, früher als anderswo ein Nachlassen des
EinHusses klassischer Formen bemerken. Die Technik selber war
einer feineren Ausführung, einem schärferen Charakterisieren nicht
günstig. Die Arbeit mit dem Grabstichel auf dem monochromen
Goldblatte erforderte Künstler, welche tüchtige Zeichner und
malerisch hervorragend begabt waren, um malerische Wirkungen
und scharfe Charakterisierung der Köpfe erzielen zu können.
Andrerseits verdanken wir der Fabrikationsweise, dafs uns die
Kunstwerke dieser Gattung, weil das Blatt mit der Zeichnung
gegen alle äufseren Einflüsse geschützt war, unversehrt erhalten
sind und darum frischer, unmittelbarer zu uns sprechen, als die
vielen andern Erzeugnisse altchristlicher Kunst, die vor den Zer-
störungen der Zeit und der Restaurationen sich nicht haben retten
können.
Die erhaltenen Goldblattdarstellungen, auch die derselben Zeit
angehörigen, sind nicht von gleichem Werte. Sie gehören zwar
bis auf sehr wenig Ausnahmen Rom an, und die erhaltenen Gold-
gläser geben uns darum im wesentlichen einen Beitrag zur römischen
altchristlichen Kunst. In den Werken aber lassen sich verschiedene
Künstlerwerkstätten für Rom nicht verkennen. In der Bevorzugung
dieses oder jenen Sujets, in der Art und Weise, wie der Rand des
Glases behandelt ist, ob freigelassen oder mit einer Inschrift ver-
sehen, ob im Zickzackornament oder in der am häufigsten auf-
tretenden Verzierung, den aus dem Rande ausgeschnittenen Halb-
kreisen, ferner darin, wie der Künstler die ganze Darstellung be-
handelt hat, 0b sie ins Viereck oder ins Rund gestellt ist, haben
wir einen Wegweiser, freilich keinen durchaus zuverlässigen Führer.
Die Ausführung dieser Ornamente selbst kann man nicht ohne
Nutzen für die Datierung in einzelnen Fällen verwerten; die Häu-
fung, die rohere Behandlung, welche bisweilen derart ist, dal's man
sieht, der Künstler hat das Ornament nicht mehr verstanden, sind
Zeichen einer späteren Zeit, die vielleicht in den Hauptdarstellungen
den Typus festhält und darum die Zeitdifferenz nicht scharf er-
kennen läfst, für die Bedeutung aber des in zweiter Linie stehenden
nicht mehr in gleichem Mafse den Sinn hatte und auf das Neben-
sächliche nicht die gleiche Sorgfalt verwendete, wie die, welche
Ficker, Die Aposteldarstellungen. 4