Fixierung des Typus.
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wie Augustinus nach den Worten, welche sich den zuletzt zitierten
anschliefsen, oder Epiphanius, der Bilderfeind, der in seiner Er-
Zählung von der Vernichtung eines kirchlichen Bildes sehr bezeich-
nend sagt, er wisse nicht mehr, wessen Bild es gewesen sei, quasi
Christi vel Sancti cuiusdaml).
Hieronymus bezeugt seine Gleichgültigkeit gegen einen festen
Typus Petri in der angezogenen Stelle (s. vielleicht durch seine
grofse Abneigung gegen die apokryphen Quellen bestimmt. Merk-
würdig genug ist es immerhin, dafs Chrysostomus, der mit be-
sonderer Liebe und Vorliebe das Bild des Apostels Paulus zeichnet
und in seinen Homilien über ihn sonst auch nicht des kleinsten,
für die Persönlichkeit wichtigen Umstandes vergifst, uns nach einer
Beschreibung der äufseren Erscheinung, ja einer Anspielung hierauf
vergeblich suchen läfst. Und doch weisen die Schriftquellen für
die Fixierung und erste Ausführung des Bildes Pauli in den öst-
lichen Teil des römischen Reiches. Der charakteristische Ausdruck
des paulinischen Typus ist die Kahlköpfigkeit. Kombiniert man
hiermit die Nachrichten über die Karpokratianer, sowie den Brief
von Eusebius, so ist's das Bild des kahlköpfigen Philosophen, also
des langbärtigen Mannes, welches in der griechischen Kirche ge-
zeichnet ist und das sich auch im Abendlande verfolgen läfst.
Paulus als der Philosoph ist eine den griechischen Vätern geläufige
Bezeichnung, und Chrysostomus selbst bringt sie in seinen Homilien
vor den grofsen Kreis der Zuhörer"). Petrus steht hinter Paulus
zurück, was das Alter der Personalbeschreibungen und der Nach"
richten über künstlerische Darstellungen anbetrifft. Sein Typus
hat nicht die scharfe Zuspitzung wie der seines Mitapostels. Eine
gewisse Fixierung kommt darum später; sie ist keine vollkommen
durchgeführte. Das christliche Altertum hat dem Mittelalter ver-
schiedene Typen des Apostels überliefert. Dieses Schwanken er-
klärt sich aber auch aus andern, als blofs formalen Gründen. Denn,
wie aufgezeigt, in Rücksicht der Gedanken, welche der Künstler
I) Ep. ad Ioannem. Ep. Hierosol. in Epiphanii Opp. t. II ed. Petav. p. 317.
2) In den Lobreden auf Paulus z. B. Hom. VI, Opp. Montf. II, p. 601 u. ö.
Für das Abendland vgl. z. B. den Hymnus de Petro et Paulo, b. Daniel, Thes.
hymn. II, 376.