Der alte Evangelist.
Akten des Apostels haben sich einzelne Fragmente im Originale-
erhalten. Sie haben im Bilderstreite eine _Rolle gespielt. Gegen-
über der auf bilderfeindlichem Standpunkte stehenden Synode von
Konstantinopel vom Jahre 754 wurden sieauf dem zweiten nicäni-
schen Konzile 787 verlesen und für apokryph und verwerflich er-
klärt. In dem dritten Fragmente wird erzählti), dafs ein von
Johannes bekehiter Mann aus demselben Motive, das Eus. VII, I8
nennt ein Bild des Apostels habe malen lassen. Johannes sah
im Schlafzimmer seines Jüngers wdas bekräinzte Bild eines alten
Mannes (ngsüßzirov) und ringsum Lichter aufgestellt und nachdem
er sich im Spiegel. angesehen und das Bild;unverxvandt betrachtet
hatte, sprach er: So wahr der Herr Jesus Christus lebt, das Bild
ist mir ähnliche 1
Dem wunderthätigen Gregor erschien der Evangelist Johannes
mit dem Aussehen eines Greises, in ehrwürdigem Anzuge, der
durch die Anmut seines Antlitzes und seine körperliche Haltung
hohe Tugend ankündigte 2).
Eine speziellere Notiz gibt nebenbei Elpius3): Johannes der
Theologe hatte ein wenig den Bart rund getragen.
Die Briten und Scoten berufen sich mit ihrer eigentümlichen
Tonsur (Vorderkopf allein entblöfst) auf das Beispiel des Apostels
Johannes 4).
Das Bild von dem alten Evangelisten hat sich in der Tradition
der griechischen Kirche unausgesetzt erhalten: der letzte von
allen, Johannes, diktierte, als er schon ganz alt geworden war, wie
uns Irenäus, Eusebius und andere diesen folgende zuverlässige
Geschichtsschreiber überliefert haben, seinem Schüler Papias das
Evangelium in die Feders).
Dieser Vorstellung lief eine andere zuwider, welche" historischen
wie asketischen Gründen ihre Berechtigung verdankte. Johannes,
der rcagäävzog, (virgo et mente et corpore, Augustin) konnte nur
I) Bei Harduin IV, 295.
2) In der Rede von Greg. v. Nyssa auf Greg. T haumnt. c. S. 9.
33 Bei 'l'ischendorf, Anecdota p. 130.
4) Mabillon, Annales Bened. t. I, ]ib. XV, p. 471 sq.
5) Ex Catena Graecp. PP. in joann. in Patrum apost. opp, edd. Gebhardt,
Harnack, Zahn p. 48.