150
Symbolische Andeutungen.
Man hat in früherer Zeit, schon Anfang des fünften Jahrhun-
derts, hauptsächlich aus künstlerischen Gründen, in einer Anzahk
Aber ich vermag hier wie auf den Goldgläsern nirgends eine symbolische Hin-
deutung auf die Apostel zu erblicken, auch nicht in jenen Darstellungen: Guter
Hirte zwischen zwei Lämmern, vereinzelt Kreuz und Monogramm zwischen zwei
Lämmern oder Tauben. Der gute Hirt zwischen zwei Schafen findet sich, beson-
ders frühe, auch auf Sarkophagen häufig. Persönliche Deutung ist gefordert auf
einem Sarkophagreste (Rom, 304, 2), wo zu einer Aposteltigur Schafe mit Kranz
im Maule herantreten. Und auch auf einer vom Ideal-Symbolischen ins Geschicht-
liche überlenkenden Scene: t. 304, 4, Ende IV. Jahrhunderts, sind die unter den
zwölf Aposteln stehenden Schafe, deren eins von Christo geliebkost wird, die sym-
bolische Darstellung der den Jüngern anempfohlenen Gemeinde. Der Sinn ist kein
anderer, wenn die Mitte von dem Monogramme oder einmal von vier aufgeschla-
genen Büchern eingenommen wird (t. 386, I), oder wenn unterhalb des um Christus
thronenden Apostelkollegiums das erhöhte Lamm zwischen zwölf Lämmern steht,
Dieses Sujet findet sich auch oft auf Mosaiken, nur ist hier ebenfalls die typische
Zwölfzahl bisweilen reduziert, hier noch deutlicher gemacht durch die Andeutung
der beiden Städte Jerusalem und Bethlehem, aus welchen die Schafe herauskommen.
Jesus, der Lehrer in den Quellen seiner Evangelien für seine Gemeinde das ist
der Gedanke. Bisweilen mag man einzelne bestimmte Persönlichkeiten angedeutet
haben: t. 401, I2 steht über einem Lamme IOHANNIS EVANG, aber die direkte
Beziehung der Lämmer auf die Apostel scheint durch die zuletzt erwähnten Dar-
stellungen angezeigt zu sein: nichts lag näher, als die zwölf Schafe auf die über
ihnen thronenden Apostel zu deuten. So wird es auch inschriftlich bestätigt: auf
einem Basrelief von S. Marco in Venedig (nach de Rossi VII. Jahrh.) steht über
den zwölf Lämmern OI AIIOCTOAOI (Garr. t. IV p. 35), wie auch in Ravenna,
S. Apollinaris, bei der Transtiguration Christus und die drei Jünger als Lämmer
dargestellt sind (t. 265). Wenn man der Auslegung Eines Autors der alten Kirche-
vertrauen kann, so waren um das Jahr 400 auch Tauben ein Symbol für Apostel
(Paulinus von Nola Ep. ad Severum XXXII, Migne t. LXI p. 366): Cuicoronae
sunt corona Apostoli, Quorurn tigura est in columbarum choro. Das ist schwerlich
auf die Bildwerke zu beziehen, die das Kreuz zwischen dem Apostelkollegium zeigen,
auf dem Kreuzesarme sitzen einige nach dem Kranze pickende Tauben. W01 aber
mag in einzelnen Fällen das Monogramm oder das Lamm zwischen Tauben auf
Christus (423, I) und seine Apostel gedeutet worden zu sein. Ein Beweis für solche
Auslegungen sind Beispiele, wie die Ampollina aus Rom t. 460, 1-4: in der Mitte-
Christus zwischen vier jüngern, darüber Kreuz zwischen vier Tauben, darunter Lamm.-
zwischen vier Lämmern.
Namentlich auf spätravennatischen Sarkophagen ist das Ornament reich ver-
treten. Aber entsprechend dem Kreuze zwischen Kreuzen, dem Monogramme
zwischen Leuchtern, zwischen Pfauen (t. 337; 346; 389) mufs auch das Monogramm
zwischen Ltinnnern vorwiegend dekorativ gedeutet werden. Dafs bisweilen auch