Ravenna.
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PesaroI) und der Elfenbeindeckel von Paris 2). Es ist diesen Werken
eigentümlich, dafs sie dem wundermächtigen Herrn einen ehrwür-
digen langbärtigen Evangelisten zur Seite stellen, der mit dem
grofsen Buche, das er trägt, und mit der erhobenen Rechten deut-
lich die lehrhafte Auffassung der Vorgänge ausspricht 3). Nur auf
der letzten Tafel tritt zu dem Evangelisten ein alter bärtigerjünger,
aufmerksam machend auf die Handlung als ständiger Begleiter
Christi, ganz wie auf den Mosaiken in Ravenna. In die ravenna-
tische Schule gehören die bayerische Pyxis und die Pyxis im Musee
Cluny4), und grofse Ähnlichkeit damit weisen auch vier im Privat-
besitze in Paris befindliche Elfenbeintafeln auf. Aber wie hier der
langbärtige Typus nicht weitergeführt ist, so haben auch die drei
miteinander verwandten und in Einzelheiten auf Ravenna weisenden
Pyxiden, t. 438, 3-5, welche weit über die altchristliche Zeit hinaus-
fallen, dank ihrem Zurückgehen auf frühchristliche, besonders Sarko-
phagmotive, durchaus unbärtige Typen und wahren, wie ihre V ora
bilder, auch in der Verwendung der Begleitiiguren grofse Freiheit S).
r) t. 439, 1.
2) t. 458.
3) Einmal sind die vier Evangelisten hinter dem Herrn versammelt. Johannes
ist allein jugendlich, barilos.
4) 439) 2_3-
5) Nicht für die persönliche Darstellung, aber in einigen Fällen für die zu verkör-
pernde Idee kommen einige symbolische Bildwerke in Betracht. Freilich in viel
beschränkterem Mafse, als man bisher angenommen hat. Ein Hinweis auf Christus
und das Apostelkollegium ist die Inschrift in S. Pretestato (De Rossi, Bull. 1872,
137; die Angabe in Smith, Dictionary, Art. Apostles, von der Auffindung in S.
Callisto ist wol irrtümlich): Die Mitte nimmt das A und [l ein, zu beiden Seiten
je sechs A. Von den symbolischen Tieren kommen hier nur Taube und Lamm in
Frage. Ich darf für die Katakomben auf die Ausführungen bei Hasenclever ver-
weisen: Der altchristliche Gräberschmuck, Braunschweig 1886, S. 192 B". S. 196 ff,
Ursprünglich rein dekorativ, aus der heidnischen Kunst herübergenommen, sind die
Tiere allmählich mit den aus der Bibel her bekannten symbolischen Beziehungen ver-
bunden worden. Die Taube ist auf späteren Beispielen vereinzelt auch auf den ein-
zelnen Christen zu deuten, ungefähr wie Prudentius im Dittochäon bei der Be-
kehrung Pauli sagt, dafs er nun dazu berufen sei, aus den Raben Tauben zu machen
Das Lamm ist eine Verbildlichung des Geretteten. Man vergleiche Garrucci t. 392
das Lamm zwischen Wölfen, über diesen SENIORIS, über jener SVSANNA ge-
schrieben.