Volltext: Die Darstellung der Apostel in der altchristlichen Kunst

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Lipsanothek von Brescia. 
tragen sie den ehrwürdigen bärtigen Typus. Judas, dargestellt, 
wie er am Baume hangt, ist auch hier ganz jugendlich, unbärtig. 
Die Ap0stel- und Evangelistenbüsten mit dem Herrn trennen die 
Mittelbilder von den unteren Reliefs. Hier treten sie individueller 
hervor: meistens alt, mit langem Vollbarte, nicht kahlköpfig, aber 
der üblichen Haartracht gemäfs kurzhaarig, im Gegensatze gegen 
den jugendlichen, langlockigen Christuskopf. Eigentümlich und 
scharf ausgeprägt istder Petruskopf: grobe Züge, spärliches Haar, 
das die Stirne frei läfst, langer, spitzer Vollbart. Mit der Büsten- 
darstellung stimmt der Apostelkopf in den historischen Scenen 
überein. Es ist hierbei eine eigentümliche Auswahl aus den Lebens- 
schicksalen Petri getroffen: die Verleugnung Petri in zwei Schil- 
derungen, zuerst die Ankündigung durch Christus, dann der Vor- 
gang vor der Magd, und die Verhörung der Sapphira, hinter deren 
Rücken Ananias fortgetragen wirdl). 
Auch hier ist Paulus in charakteristischem Unterschiede von 
Petrus mit feineren Zügen gebildet, ganz kahlem Vorderkopfe, 
längerem spitzen Vollbarte. Ein Zusammenhang mit den späten 
ravennatischen Arbeiten ergiebt sich inhaltlich, wie formal: die Scene 
der Verleugnung vor der Magd, die merkwürdige Haartracht, 
namentlich bei Christus, hat dort ihre Analogieen. Andrerseits läfst 
sich aus dem übereinstimmenden Pauluskopfe eine Anzahl ver- 
schiedener kunstgewerblicher Erzeugnisse als in die Nähe der Bres" 
cianer Schule gehörig bestimmen. Es sind: der zrgöggoog aus Äcla- 
num, jetzt in Parisß), mit dem das Buch in der Linken haltenden, 
die Rechte erhobenen Heidenapostei, eine Bronzelampe3), jetzt im 
Vatikane, mit der Übergabe der Schriftrolle an Paulus, wozu einst 
die Gesetzübergabe an Petrus das Pendant war, und mit derselben 
Darstellung eine andere Bronzelampe, ebenfalls im Vatikane 4). 
Es finden sich aber auch bestimmte Beziehungen des Bres- 
 I) Dieses Biidwerk steht in dieser Ausführung einzig da. Die oben mitge- 
teilte Scene aus Avignon (t. 400, 9) ist fragmentarisch und nicht ganz sicher. Man 
vgl. die praktische Verwendung der Geschichte b. Salvianus, De gubern. Dei lih. VI 
g 5 ed. Halm (Monum. Germ. Auct. antiq. t. I p. I). 
2) 4.67, r. 
3) 468, S.
	        
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