Oberitalien.
145
sie, weist in die beste Zeit altchristlicher Kunstthätigkeit, höchstens
Anfang des fünften, wenn nicht Ende des vierten Jahrhunderts, die
ihr verwandte Statuette Petri mit dem monogrammatierten Kreuzel).
Es ist ein freundliches, nicht besonders charakteristisches Gesicht
mit kurzem gewellten Vollbarte, nicht langem gewellten Haare.
Dafs die Plastik sich die Darstellung zur Aufgabe machte, spricht
für das hohe Ansehen des Apostels, wie für den lebhaften Drang,
seine Persönlichkeit zu individualisieren. Wie sie diese Aufgabe
gelöst hat, dafür kann aber gerade das berühmteste Denkmal nicht
als Zeugnis herangezogen werden.
Von der Petrusstatueß), einer antiken Porträt, vielleicht Philo-
sophenfigur, ist nur der Rumpf alt. Der Kopf zeigt einen Typus,
wie er erst im späteren Mittelalter wieder aufkam. Er ist wenig
lebendig in seinem Ausdruck. Halsansatz und Hände sind nicht
minder steif. Auch die Schlüssel entstammen einer späteren Zeit.
Nach den erhaltenen Denkmälern mufs die künstlerische Thätig-
keit in Oberitalien, insbesondere für die Elfenbeinschnitzerei eine
sehr lebhafte gewesen sein. Verschiedene, nach ihrer Provenienz
genau bestimmbare Werke, und andere, deren Ursprungsort sich
aus stilistischer Vergleichung mit diesen ergibt, weisen auf
tüchtige Lokalschulen in den Hauptstädten, welche schon im
fünften Jahrhundert blühten, ihre eigentliche Mission aber, die
klassische Kunstübung in das Mittelalter überzuleiten, in den fol-
genden Jahrhunderten erst im vollen Umfange zu erfüllen hatten.
Im allgemeinen ist an diesen Monumenten ein Rückwärtsschauen
auf die Sarkophagkunst zu bemerken und bei den Aposteldarstel-
lungen läfst sich vieles hieraus erklären. So sind die Jünger auf
der Lipsanothek in Bresciaß) auf dem einzigen Relief, wo sie den
wunderthätigen Herrn begleiten, ganz jugendlich, bartlos dargestellt 4).
Sie sind hier von ganz untergeordneter Bedeutung. Sind sie um
den lehrenden Meister versammelt, als die von ihm Belehrten,
welche seine Worte der Gemeinde lehren sollen, aufgefafstä), so
Kaisers.
des deutschen
I) 407, 3, jetzt im Besitze
2) Garrucci t. 429, 4_6_
3) t. 441 ff.
4) t- 444.
441.
Die Aposteldarstelh