Volltext: Die Darstellung der Apostel in der altchristlichen Kunst

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Berliner Elfenbeinpyxis. 
und Barte, letzterer nicht lang, aber reichlich, etwas derben Zügen 
und Paulus mit mächtigem Haupte, kahlem Vorderkopfe, langem 
Barte, gröfserer Nase, lebhaften grofsen Augen, kühnen Gesichts- 
zügen sind in ausgesprochenen Gegensatz gestellt. Im Vergleiche 
mit allen andern Monumenten ist eine frühere Entstehungszeit als 
das Ende des IV. Jahrhunderts für das Abendland unmöglich. Das 
oströmische Reich hat uns aus dieser Zeit so gut wie keine Bild- 
werke erhalten. Darum läfst sich eine genauere Datierung nicht 
geben. Aher auch die stilistischen Gründe sind nicht für eine 
frühe Zeit zwingend. In den besten Denkmälern des vierten 
Jahrhunderts, auch noch in späteren, hat die sich über das Gewöhn- 
liche erhebende Technik ihre schlagenden Analogieen. Die beiden 
Apostelköpfe t. 435, 3 gehören in die zweite Hälfte des sechsten 
Jahrhunderts. Konnte ein um ziemlich zweihundert Jahre der klas- 
sischen Blütezeit näher stehender Künstler, der in den Traditionen 
und der Technik der Antike grofs geworden war, nicht solche 
Charakterköpfe schaffen? 
Die Einwirkung Ostroms auf das Abendland läfst sich auch 
sonst noch verfolgen. Dem Anfange des fünften Jahrhunderts 1) 
entstammt der in Rom gefundene Bronzeeimerz): Christus sitzend, 
die zwölf Apostel, namentlich bezeichnet, vor ihm, mit Schriftrolle 
oder Buch; Paulus, Christo zunächst, empfängt von Christo die 
Schriftrolle. Petrus und Paulus tragen allein Bart, für den wenig 
mit feinerer Technik vertrauten Künstler die einzige Möglichkeit, 
zu individualisieren. Die Arbeit ist kaum griechisch, aber die "grie- 
chischen Lettern und die Kleidung: das kurze Pallium über der 
langen Tunika, weisen wenigstens auf mittelbaren oströmischen 
Einrlufs. 
Dafür ist im Abendlande schwerlich eins der hervorragendsten 
altchristlichen Kunstwerke gearbeitet, die aus dem Trierschen stam- 
mende, jetzt im Berliner Museum bewahrte Elfenbeinpyxis3). Christus, 
ganz nach dem Vorbilde des thronenden Konsuls, sitzt lehrend mit 
I) wegen des charakteristischen Nimbus Christi, 
oberhalb des Kreises ein kleines Kreuz zeigt. 
2) t. 426, 2. 
3) t. 440, 1. 
wie in St. 
Maria Maggiore
	        
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