Codex Amiatinus.
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besonders bei den Jüngern zu erklären. Sie sind als die Zeugen der
Wunderthaten Iesu dargestellt; regelmäfsig hat der Künstler neben
oder hinter Christus einen Begleitapostel (ohne Buchrolle) gestellt,
welcher durch die zur Brust erhobene Rechte seine Teilnahme be-
weist. Sie sind alle einander gleich abgebildet, wie in der Kleidung,
Tunika und Pallium, beides weifs, so in den Köpfen, auch wenn
bestimmte Apostel auftreten, wie Petrus vor Christus beim Fisch-
zuge, bei Iesu Gefangennahme, oder die drei Lieblingsjünger beim
Kampfe jesu in Gethsemane. Die Beschränktheit des Raumes läfst
es auch hier nicht zur Darstellung des ganzen Kollegiums kommen.
Offenbar hat der Künstler Vorlagen verschiedener Art benutzt,
andere und zwar aus viel früherer Zeit für die frischen historischen
Scenen, andere, spätere, für seine Verbildlichung des Evangelisten,
der n1it seinen alten Zügen und der Tonsur in scharfem Gegen-
satze zu den Apostelfiguren und zu Christus stehtl).
Die Monumente stimmen nach allem Dargelegten mit den
Schriftquellen darin überein, dafs sie von der grofsen Bedeutung
der Aapostel für den Glauben und die Phantasie der alten
Christen beredtes Zeugnis ablegen. Von noch gröfserem Ge-
wichte ist es, Denkmäler aus dem alltäglichen Leben jener Zeit,
wie bisher die Goldglaser als Zeugen für die Volkstümlichkeit jener
Gedanken zu Verhören. Auch sie treffen durchaus mit den littera-
rischen Notizen der altchristlichen Schriftsteller über die Vorliebe
für die Apostelbilder und ihre mannigfache Verwendung auf Gegen-
standen des täglichen Lebens zusammen. Im letzten Bande seiner
grofsen Geschichte der christlichen Kunst hat der verdienstvolle Jesuit
diealtchristlichen Erzeugnisse der Kleinkunst, nurzum kleinen
Teile von sepulkraler Bestimmung, zusammengestellt, Hier nun finden
sich auf Schritt und Tritt Apostel für die Ausschmückung der
kunstgewerblichen Werke verwendet: auf Reliquienbüchse (440, I),
13 In dem Codex Amiatinus, einer dem Ende des VI. oder Anfang des VII.
jahrh. entstalnmenden Benediktinerhandschrift, jetzt in Rom, sind bei der Maiestas
Christi aufser den Engeln, welche neben dem Thronenden stehen und den an den
vier Ecken beüncllichen Evangelistensymbolen auch die Evangelisten dargestellt, zu-
oberst Matthäus und Johannes. Alle haben Nimbus, drei sind bärtig ohne scharfe
Charakterisierung, nurjohannesist jugendlich, unbärtig, mit glattem Haare. (Garr. t. 127.)