Manuskript
des
Rabulas.
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sein Bart ist am kürzesten. Die historischen Bilder stimmen hierin
ganz mit der Wiedergabe auf dem Titelblatte zum ganzen Werke
(Tafel XVIII) überein: es sind die vier Evangelisten im Brustbilde,
Matthäus wie Markus und Lukas ziemlich gleichmäßig als Männer
mittleren Alters mit Vollbart, Johannes ganz greisenhaft. Es scheint
diese Darstellung auf die typische Wiedergabe in dem geschicht-
lichen Bildercyklus eingewirkt zu haben. Dagegen hat sich der
Nimbus der Repräsentationsscene nicht übertragen: Johannes der
Evangelist hat goldenen Nimbus, die Apostel haben ihn nie.
Weiter nach dem Osten und an das Ende des VI, Jahrhunderts
weist der Codex des Rabulasl). Diese syrische Bibelhandschrift
vom Jahre 586 ist nach Auswahl der Scenen, Komposition, künst-
lerischer Ausführung von dem vorhergehenden Manuskripte durch-
aus verschieden. Sie legt auf das Plenum der Apostel grofses
Gewicht: Abendmahl, Apostelwahl, Himmelfahrt, Pfingsten führen
das ganze Kollegium vor Augen; bei der ersten Scene fehlt Judas.
Eine der ersten Darstellungen in dem Codex ist die Wahl des
Matthias. Die zwei in Vorschlag gebrachten Jünger stehen vor
-den im Halbkreise sitzenden elf Aposteln; an deren Spitze Petrus.
Ihre Reihenfolge ist nach den zum Teile noch lesbaren Über-
Schriften (von links nach rechts): Petrus, Thaddäus Jakobus,
Bartholomäus, Andreas, Johannes, Philippus, Matthäus, Simon
Jakobus Zebedäi Thomas. Man merkt das Bestreben des
Künstlers, einzelne individuell zu bezeichnen. Petrus trägt die
Stirne frei, sehr spärliches Haar, den Vorderkopf fast kahl, den
Bart lang. Jakobus ist nach Garruccis Bemerkung bärtig und als
Bischof von Jerusalem mit einem Diademe geschmückt. Andreas
trägt Bart und aufrechtstehendes starkes Haar. Johannes hat freiere
Haartracht und ist unbärtig und jugendlich. Matthäus und Thomas
sind ebenfalls unbärtig. Die anderen zeigen ziemlich denselben
bärtigen Typus nur der zweite Apostel ist noch bartlos und die
gleiche perrückenartige Haartracht, die Oberstirne daher nicht frei.
Der Aposteltypus ist in der Hauptsache bärtig; der regelmäfsig wieder-
kehrende Begleiter Jesu ist immer mit Bart geschmückt, aber wie
bei der Apostelwahl, so findet z. B. beim Abendmahle und bei
Garrucci tavv.
128 ff.