Hagia Sophia.
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nach dem emporschwebenden Herrn heben die Apostel und Maria
die Hände empor. Ein Kranz von Engeln bildet die Peripheriel).
In der Hauptkuppel der glanzvollsten Schöpfung oströmischer Archi-
tektur, Hagia Sophia zu Konstantinopel, thronte Christus inmitten
seiner Apostel und Engel, diese wie er in leuchtendes Weiss ge-
taucht. Märtyrer, Bischöfe, Propheten sind in reicher Zahl über den
Pilastern und in den Nischen angebracht. Die zwölf Apostel
schauten auch auf den herab, welcher durch die Thüren der Ikono-
stase schreiten wollte. An anderer Stelle wieder hat der kaiser-
liche Erbauer über Säulen Medaillons geschaffen: Christus in der
Mitte, neben ihm Maria mit Engeln und Propheten, xaber die Kunst
hat auch jener nicht vergessen, welche, von ihrer üschefangenden
Kunst weggewandt, Männer fischend den Aufgaben des himmlischen
Königs nachgegangen Sindc 2). In der Kuppel des Frauenchores
sind aus späterer Zeit Reste einer Ausgiefsung des Heiligen Geistes
erhalten3), und auch die Bilder der Apostelfürsten hat uns eine
günstige Fügung wenigstens teilweise geschenkt. Das eine Mal in
der Schilderung des hohen kaiserlichen Beamten, dem wir die ganze
Beschreibung des Prachtbaues, welcher mit Recht der Stolz des
Kaisers und des Reiches war, verdanken. Er schildert4) den Vor-
hang des Ciboriumsaltars, der in Gold und Silber auf purpurnem
Grunde Christus mit den beiden Aposteln trug: DjCIICT streckt die
Finger der Rechten aus, das ewig lebendige Wort verkündend, in
der Linken trägt er ein Buch, das Kunde giebt von den göttlichen
NVorten, ein Buch, welches verkündet, was er, der Herrscher, hel-
fend vollbracht, als er auf der Erde wandelte. Das ganze Gewand
aber strahlt in GOld((5).
vIhm zu den Seiten erblickst du die zwei Herolde des Herren,
Paulus, den Mann, erfüllet von jeglicher göttlichen Weisheit,
x) Gerspach, La mosaique p. 56.
2) Haülov Zzlevnuglozl änpgmn; roü 114x017 1:7; Hylag Zcnpla; in Corp.
Scripr. Hist. Byzant. Bonn. v. 703 ff,
3) Salzenberg, Altchristliche Baudenkmäler von Konstantinopel vom 5. bis
12. ]ahrh., Berlin 1854. Tafel XXXI.
4) Paulus Silentiarius v. 755 ff.
5) v. 770 ff.
Ficker, Die Aposteldarstellungen. 9