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Evangelisten ziehen sich die Büsten der Apostel um die Scene
der Transfiguration an einem Bogen herum, während am Fufse
der Hauptdarstellungen die Prophetenbüsten dem Beschauer vor Augen
treten. So sind auch hier die Träger der Verkündigung des Wortes
Gottes in beredter Weise zusammengestellt. Aber es ist dieses
Werk doch nur ein kümmerlicher Rest altchristlicher Kunstthätig-
keit im Osten.
Was sich uns aus altchristlicher Zeit im Abendlande von Pro-
ben in der inneren Ausschmückung der Kirchen und in der Ver-
wertung der Apostel, sei es des ganzen Kreises, sei es nur einzelner
Vertreter erhalten hat, ist noch reichlich zu nennen im Vergleiche
mit den Resten im Osten des römischen Reiches. Aber die glanz-
vollen Trümmer lassen hier eine Pracht ahnen, vor welcher der
Westen zurücktreten mufs. Wie viel höher ist der malerische Reiz
der oströmischen Centralanlagen mit ihren mächtigen lichten Kuppel-
räumen als der im Abendlande vorwiegend gebräuchlichen Kirchen-
anlagenl Hier die ununterbrochene gerade Linie und eine für den
Hauptratim gleichmäfsige Beleuchtung von zwei Seiten, dort ein
bunter Wechsel in den Formen und Farben, ein viel lebhafteres
Spiel von Licht und Schatten, Zumal wenn sich ein ganzes System
von Kuppeln, wie in der Hagia Sophia zu Konstantinopel entfaltet,
diese selbst wieder in ihrer Gröfse die mannigfachste Verschieden-
heit aufzeigen. Empfingen die unteren Teile durch Bekleidung mit
bunten Marmorplatten und den edelsten zu Mustern zusammenge-
setzten Steinen die reichste Ausschmückung, so forderten die
oberen Partieen mit dem reichlichen Lichte und den verschiedenen
Raumverhältnissen die Mosaikkünstler zur Darstellung der mannig-
fachsten, besonders aber der imposanten Scenen unmittelbar heraus,
während Wieder für Weberei und Stickerei durch die nötigen
Teppiche und Vorhänge, welche der übrigen Ausstattung nichts
nachgeben durften, genügend Gelegenheit zur Entfaltung der künst-
lerischen Kraft gegeben war. Leider ist mir das grofse Werk von
Texier und Pullan über die byzantinische Architektur nicht zugäng-
lich; es ist darum Beschränkung auf die wenigen anderweitig zur
Verfügung stehenden Beispiele geboten. In der Mitte der Kuppel
von Hagia Sophia zu Thessalonich, einer Kirche, die ebenfalls Justi-
nian ihre Entstehung verdankt, ist Christi Himmelfahrt dargestellt: