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Neapel.
gehen sechzehn Strahlen aus, welche Felder mit Kompositionen
begrenzen. In der ersten konzentrischen Zone der figürlichen Dar-
stellungen sind je ein Prophet und ein Apostel, Schriftrollen in der
Hand, abgebildet. Es sind nur acht Felder besetzt, aus der Zahl
I6 läfst sich vermuten, dafs der Künstler die Zusammenstellung
der sechzehn Propheten mit dem sechzehnstimmigen Chore der Evan-
gelisten und Apostel beabsichtigt hatte. In der abschliefsenden
Zone sitzen je zwei Märtyrer mit Kronen.
Läfst sich hier eine strikte Verwendung des Mosaiks für ruhige
Repräsentations- und Andachtsscenen erblicken, so sind die Reste
des Mosaiks in S. Giovanni in Fonte in der Kathedrale von Neapel I),
restauriert, der Zeit nach aufserdem unsicher, der Beweis, dafs die
musivische Technik allmählich fürVerwendung historischerVorgänge
neben der mehr repräsentativen herangezogen wurde. Wir wissen,
dafs hier u. a. die Verkündigung des Engels an Maria, der Gang
der Jünger mit Christus nach Emmaus dargestellt war. jetzt er-
blicken wir noch das Wunder zu Kana, den wunderbaren Fischzug
und dazwischen die Übergabe des Gesetzes an Petrus durch den
auf der Weltkugel stehenden Herrn und den Auftrag zur Predigt
an den auf der Rechten Christi stehenden Heidenapostel. Petrus
trägt das Kreuz und empfängt die Schriftrolle, worauf geschrieben
ist: Dominus legem dat. Hinter den Aposteln stehen Palmen. Die
Mitte des Ganzen nimmt das Monogramm Christi ein.
Die Hereinziehung historischer Scenen in den Kreis der M0-
saikgemälde läfst sich in erhöhtem Mafse in Ravenna beobachten 2).
Hier haben sich die bedeutendsten Reste der altchristlichen musi-
vischen Arbeit erhalten. Von Beispielen aufserhalb Italiens haben
I) t. 2.69. In der Basilika. S. Severo in Neapel hatte Severus (Bischof von
366-412) ein Mosaikwerk geschaffen: in apside depinxit ex musivo Salva-
torem cum XII apostolis sedentem et habentem subtus quatuor prophetas distinctos
pretiosis marmorum metallis (joannes, chronicon episcoporum s. ecclesiae Neapoli-
tanae b. Muratori, Scriptt. rer. ita]. t. I. ps. II p. 293. 294. cfr. Monum. Gerln.
hist. script. rer. Langob. et Ital. saec. VL-IX. t. I, pag. 405 ff.; De Rossi,
Bull. 1880, vgl. S. x44
2) Man vergleiche den Aufsatz von Rudolf Rahn nEin Besuch
in Zahns Jahrbüchern für Kunstwissenschaft I. Jahrgang 1868.
Ravennazr