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Petri.
Verleugnung
genommen, einen hervorragenden Platz ein. Das wird nicht nur durch
die grofse Häufigkeit der Beispiele bewiesen (auf den Sarkophagen
über 40mal), sondern auch durch die Anbringung an hervorragender
Stelle 1). Die Darstellung ist sich von Anfang an wesentlich gleich
innerlich treibende Motiv war hierbei ebenfalls der Gedanke der Befreiung durch
den mächtigen Herrn. Als Seitenstück findet sich die Ergreifung Moses bisweilen
zur Orantin, die zwischen zwei Personen steht, besonders aber zu der von den zwei
Ältesten verfolgten Susanna (364, 2; 379, 4, vgl. 377, 4; 378, 1. 2. 3). Nimmt
man hinzu, dafs sie oft neben Isaaks Opferung und neben Daniel in der Löwen-
grube vorkommt, so wird es gewifs, dafs die Bitten um Befreiung hier eine
Illustration gefunden haben, welche so beliebt war, dafs auf einigen Sarkophagen
die Künstler sich einen Pleonasmus zu Schulden kommen liefsen, indem sie neben
den zu einer Scene vereinigten beiden Darstellungen noch besonders die Ergreifung
von Moses verkörperten (378, 2; 379, 3; 380, 2). Auch hier wieder läfst sich diese
Beobachtung nur für südfranzösische Sarkophage anstellen, wobei übrigens wiederum
zur Erklärung das Heranziehen verschiedener Vorlagen angenommen werden inufs.
Man mag die Benutzung von Vorbildern auch bei jenen Sarkophagen anzunehmen
haben, die durch Verbindung der Verleugnung mit Quellwunder und Ergreifung für
die Deutung auf Petrus zu sprechen scheinen. Gewifs ist, dafs man den Apostel
nicht ohne weiteres ausschliefsen darf, wie ja einige Beispiele direkt auf ihn deuten.
Aber die Prüfung der Bildwerke zeigt, dafs in der Hauptsache Petrus hierbei aus-
zuschliefsen ist. Eine etwaige Verwandtschaft zwischen den Darstellungen seiner
Gefangennahme und der Ergreifung von Moses erklärt sich leicht durch dieselbe
Idee, welche beiden Scenen zu Grunde liegt und durch die den Künstler bei der
Ausführung eines derartigen Vorwurfes sich von selbst ergebenden formalen Rück-
sichten. Eine unbefangene Exegese kann auch ohne weiteres die etwa hier sich
ergebenden Wunderlichkeiten beseitigen, so, wenn Garrucci auf tav. 307, 1 die zu
Füfsen des davongeführten Moses als Leute bezeichnet, welche Petrus ihre Verehrung
darbringen. Es sind nach Kleidung und Ausdruck dürstende Juden, die von Moses
Rettung erfiehen.
I) Auf einem römischen Sarkophage aus der besten Zeit (t. 316, 4) ist es die
einzige Scene. Auf mehreren anderen römischen ist sie in die Mitte gerückt (317, 1;
318, 1, 4; 319, 4; 320, 1), ebenso auf französischen (319, 1. 2; 317, z); gewiss
nicht ohne durch das Bestreben beeinfiufst zu sein, die Gestalt Iesu als des mit er-
hobener Hand zu dem Apostel sprechenden und durch diese lebhafte Geste sich vor
den andern Darstellungen auszeichnenden zur Mittelngur der Bildwand zu machen.
Die einzelnen Figuren werden durch die Säulengliederungen isoliert; so kommt bis-
weilen ein ceremonieller Zug in die Handlung; der Hahn erscheint darum fast als
Attribut (t. 402, 2). Künstlerische Gründe veranlassen öfters zum Abschlufs oder
als Pendant zu Petrus besondere Apostelfiguren (317, 2; 317, 1). (vgl. 319, 2;
364, I; 376, 4).