Bedrängung Moses'.
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Verle u gnu n g des Apostelfürsten, auf den römischen Sarkophagen
fast doppelt so oft vorkommend als auf den übrigen zusammen-
Schlagend scheint mir aber die konsequent aufrechtgehaltene Charakterisierung der
Trinkenden und der Häscher als Juden zu sein. Die Bildwerke wären unverständ-
lich gewesen, zumal beim Quellwunder, wenn Petrus hätte herausgelesen werden
sollen. Was sollte zu den Zeiten Leos des Grofsen diese Beschränkung des Apostel-
fürsten auf die Juden? Wie die römischen Ausleger wollen, erschliefst er ja der
ganzen Welt die geistlichen Quellen. Und was war es nötig, gerade die Juden als
Häscher in den Vordergrund zu stellen? Wo Petri Einkerkerung in deutlicher Be-
ziehung auf Act. XII geschildert ist (t. 310, 2), sind die Kriegsknechte Römer.
Auch bei Christi Gefangenführung kommt nur ein einziges Mal wie bei Petrus
t. 352, I die Kennzeichnung des Schergen als Jude vor (röm., 316, I). Dazu
spielte" gerade diese Gefangennahme Petri durch Herodes in der christlichen Phan-
tasie keine grofse Rolle. Arator, der doch so leicht nichts übergeht im Leben
seines Apostels, erwähnt den Akt der Gefangennehmung gar nicht, geschweige die
charakteristischen jüdischen Trabanten (de actibus app. I, 1007 Es mag hin
und wieder in später Zeit (s. o.) gelehrte 'l'ypologie eine nähere heilsgeschichtliche
Verwandtschaft zwischen Moses und Petrus herausgefunden haben, mit Recht hat
man die Monumente nur für die typologische Beziehung von Moses auf Christus
heranzuziehen. Bezeichnend dafür ist der röm. Skph. t. 323, 6, wo Christus selbst
die Virga hat und an den Felsen schlägt. Das beweisen auch sonst die Monumente.
Es ist bekannt, wie sie das Quellwunder verwerten. Künstlerische Rücksichten ver-
anlassen die häufige Gegenüber- oder Übereinanderstellung des Quellwunders und
der Auferweckung des Lazarus, wobei sich die Bewegungen Christi und Moses' ge-
nau decken, wie auch die zur Erde gebeugten, dort Martha oder die Blutfiüssige,
hier die 'I'rinkenden durchaus sich entsprechen. Dem Gedanken nach ist das
Quellwunder verwandt mit der wunderbaren Speisung Jesu, die ja wiederum
häufig mit der Auferweckung des Lazarus in Verbindung gebracht wird. Und auch
hier waren wieder künstlerische Rücksichten mafsgebend. Es ist sicher nicht zufällig,
dafs wir Innal Lazarus' Erweckung und die wunderbare Speisung korrespondieren
sehen mit dem Quellwunder und der Gefangennehrnung in ganz identischer Weise,
XVaren die einen Scenen (Erweckung und Quellwunder) durch rein formale Rück-
sichten miteinander verbunden, so eng und so genau, dafs hier, wie denn auch bei
andern Gegenüberstellungen, der Besitzer der Virga im Alten Testamente als das
Gegenbild zu dem Herrn der Virga im Neuen Testamente erscheint, so wurden
wieder die andern (Quellwunder und Speisung) mehr durch die innerliche Ver-
wandtschaft der Wunder miteinander in nähere Beziehung gesetzt. Und hierzu kam
als künstlerisch wohl berechtigtes Gegenstück die Scene, welche den Widerstand der
Israeliten gegen ihren Führer schildert, Exod. XVII, 2 ff. unmittelbar vor dem
Quellwunder erzählt, eine Darstellung, die in ihrer symmetrischen Anordnung zu
drei Personen genau der Speisungsscene entsprach. Ich glaube, dafs sich die häufige
Verbildlichung der Bedrängung Moses aus diesen formalen Gründen erklären läfst ; das
Ficker, Die Aposteldarstellungen. 1