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Petrus.
und
Die Passion von Paulus
den von ihr sonst stehen gelassenen Genien erlaubte. Auch der klas-
sisch-heidnischen Sitte, bisweilen die Sarkophage mit grofsen mensch-
lichen Köpfen abzuschliefsen, sind die christlichen Künstler gefolgt;
Während sie in der Regel die heidnischen Muster einfach beibe-
hielten (t. 383, 4; 384, 4; 385, 2), ist anderwärts auch hier ein
spezifisch christlicher Ersatz eingetreten, indem der Sarkophag von
Arles t. 384, 2 an den Enden der Reliefwand je eine Büste eines
bärtigen Apostels zeigt. Ich wage hier nicht zu entscheiden, 0b
die beiden Apostelfürsten gemeint sind. Deutlicher, weil. charakte-
ristischer sind die Köpfe, welche die gleiche Funktion haben, auf
dem römischen Sarkophage t. 404, 3 (V. ]ahrh.). Sie sind so wenig
allgemein gehalten und dabei voneinander so verschieden, den
Typen so ähnlich, dal's man sie gar wohl als Darstellungen von
Petrus und Paulus ansehen kann.
NVie in den magistralen Scenen die beiden Apostelfürsten als
die Hauptvertreter der von Christus gebrachten Lehre immer zu-
sammengestellt werden, so ist auch bei der Wiedergabe ihrer
Martyrien das Bestreben ersichtlich, die beiden Hauptmärtyrer, die
grofsen Vorbilder für das Leiden und für Geduld und Glauben im
Leiden, diese Typen für Befreiung aus Todesnot, wenn auch nicht
auf einem Bilde zu vereinigen, so doch die Schilderungen möglichst
nahe aneinander zu rücken oder in augenfällige Korresponsion zu
stellen. Die uns erhaltenen Beispiele, welche Gefangennahme und
Ende der beiden Jünger schildern, verteilen sich auf Rom und Süd-
frankreich, mit einer Ausnahme, welche die italienische Provinzial-
kunst in einem Mailänder Sarkophage darbietet. Sie finden sich
schon frühe, von der Mitte des vierten Jahrhunderts an, verlieren
sich aber noch vor dem Ende des fünften; die südfranzösische
Plastik hat überhaupt nicht lange geblüht; aber auch auf spät-
römischen Monumenten findet sich kein Beispiel mehr. Das späteste
ist das auf dem Sarkophage von Mailand (t. 353, 4), welches
übrigens der in Rom und Südfrankreich gebräuchlichen Weise sich
durchaus anschliefst. Es ist also die Zeit, in der sich das Fest zu
Ehren der grofsen Apostel durchsetzte und die Periode, in der es
seine höchste Bedeutung erlangte.
Der Sarkophag des Junius Bassus schildert die Gefangenführung
beider Apostel durch je zwei Häscher, Paulus Martyrium ist aber