Die späten Sarkophage.
scene mit symbolischem Charakter: Christus thronend, die Füfse
auf einen liegenden Löwen und eine Schlange gesetztl). Doch
machen die Palmen zu Seiten der Begleitfiguren Christi es nicht
unwahrscheinlich. Ganz und gar Devotionsbilder sind die Reliefs
auf den beiden Sarkophagen in der Kathedrale: Paulus rechts von
Christus mit Buch, Petrus links mit Kreuz, Petrus das eine Mal mit
abgeschorenem Barte; Christus in der Mitte, das Buch in der
Linken, alle drei die Rechte erhoben, lehrend, predigend.
Somit endet die Scene, die in früherer Zeit sehr lebhaft be-
wegt ist, beim Repräsentationsbilde; die Attribute sind zu fest-
stehenden unterscheidenden Merkmalen geworden. Ist anfangs die
Verteilung nicht scharf durchgeführt, so hat sich nun für Paulus
die Schriftrolle als bedeutsames Zeichen, für Petrus das Kreuz fest-
gesetzt. Christus als Lehrer mit und in seinen Aposteln für die
christliche Gemeinde, für die Welt, dieser Gedanke, zuerst inmitten
anderer Ideeenkreise ausgesprochen, wird in der Darstellung des
Apostelkollegiums selbständig und findet seinen Abschlufs in dieser
abbreviierten Darstellung, wobei künstlerische Rücksichten mit stoff-
lichen Gründen Hand in Hand gehen. Die späte Zeit giebt, wie
die ravennatischen Sarkophage beweisen, gern Einzeldarstellungen.
Sie liebt nicht eine reiche Relieffülle. Das hat seinen Grund in
der Übersetzung des historischen Vorganges in die ceremonielle
Scene; das symbolischreflektierende Element tritt immer mehr in
den Vordergrund, daher auch die häufige Verwertung christlicher
Symbole auf den späten Denkmälern. Es ist aber auch verursacht
durch die steigende Unfertigkeit der Künstler, die einer reichen
Schilderung nicht mehr gewachsen waren und sich auf das Ornament
warfen. Zwangen schon die Säulenstellungen an und für sich den
Künstler, sich zu beschränken, so wird dies fast peinlich empfunden
auf den ravennatischen Sarkophagen, wo eine grofse Leere sich
sehr oft bemerkbar macht, nur wenig verdeckt durch den Reichtum
der Ornamentez).
I) Nach ps. XC, ähnlich wie einmal sonst auf Sarkophag: Rom, Lat. t. 374, 1.
Zu vergl. die Darstellung in dem alexandrinischen Coemeterium (Garr. zu t. 105 B, 5).
2) Sehr häufig, ja man kann sagen, in der Regel kommen hinter Christus,
wenn er zwischen den beiden Apostelfürsten steht, Palmen vor. Namentlich finden
sie sich auf den römisch-italienischen Sarkophh., in Südfrankreich nur einigemal,