NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
den Bilderhandschriften, in erster Linie von dem Graduale aus
Kuttenberg in der Hofbibliothek, bei dem auch Waagen (Die
vornehmsten Kunstdenkrnäler in Wien, II, S. 35) sich an
Wolgemut erinnert fühlte, dann von zahlreichen anderen
Chorbüchern, so von mehreren in der Ambraser-Sammlung,
und zwar besonders von dem zweibändigen, für Ladislaus
von Sternberg gefertigten Graduale, in Welchem sich Jacob
von Olmürz als llluminator nennt; von dem ebenfalls für
Ladislaus von Sternberg geschriebenen Leben der Einsiedler,
1516, in der Universitätsbibliothek zu Prag, endlich auch
von dem berühmten hussitischen Cantionale zu Leitmeritz.
Nürnbergischen Stil zeigen grösstentheils auch die Productionen
des Holzschnittes, der auch in den Büchern öechischer Sprache
seinen deutschen Charakter nicht verleugnet. Ein höchst be-
zeichnendes Beispiel dafür ist die grosse Eechische Bibel von
1537, Folio. Die figurenreichen Holzschnitte zeigen in den
Gestaltenwie in der Landschaft und den Architekturen einen
Stil, der dem Hans Sebald Beham nahekommt; aber viele
Kriegerliguren haben ein entschieden slavisches COSIÜID und
Gepräge, der Künstler muss also in slavischen Ländern gelebt
und für solche gearbeitet haben. Mehrmals kommen auf den
Bildern die Jahrzahlen 1532 und 1534, sowie das Monogramm
M S (oder auch beide Buchstaben verschlungen) vor. Nagler
(Monogrammisten, VI, S. 686, M. 2151) bezieht es auf Melchior
Schwarzenberg, der 1532 Illustrationen für die 1534 bei H.
Luft in Wittenberg erschienene Bibel geliefert und von dem
Holzstöcke sich in der Sammlung der Universität zu Krakau
befinden.
Mit diesen Andeutungen begnügen wir uns hier, ohne die
Uebersicht der Denkmäler auch nur einigermassen erschöpfen
zu wollen. Mehr würde nicht in den Rahmen dieses Buches
passen, aber auch die Autopsie des Verfassers muss noch ver-
mehrt und ergänzt werden, ehe er Eingehenderes liefern kann.