Volltext: Das Buch der Malerzeche in Prag

NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN. 
stellt, ist es von dem früheren sehr verschieden. Keine Spur 
davon, dass jetzt etwa eine specifisch Eechische Kunstrichtung 
aufgetreten wäre. Trotz des vorangegangenen Vernichtungs- 
karnpfes gegen das Deutschthum bleibt Deutschland in künst- 
lerischer Beziehung die Quelle. Hier ist der böhmische Boden 
jetzt nicht ergiebig genug, um Anregungen von den verschie- 
densten Seiten her in sich lebendig fortkeimen zu lassen und 
eine wahrhaft selbständige Richtung zu erzeugen. Von nun an 
haben die Producte der Malerei und ebenso die der Plastik in 
Cglaßiilqilfäicgärlseine wahrhaft selbständige Richtung zu erzeugen. Von nun an 
 haben die Producte der Malerei und ebenso die der Plastik in 
Böhmen nicht mehr einen in sich so mannigfaltigen Charakter, 
wie zu Karl's IV. Zeit, sondern sämmtlich Eine Physiognomie, 
den Charakter der fränkischen, und zwar speciell der Nürn- 
bergischen Schule. Nürnberg ist das grosse Centrum für den 
Export und für die Anregungen, die nach dem Osten gehen. 
Nürnbergisch im Charakter sind zwei Altarllügel in der Galerie 
der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde (Nr. 96, 97. -Kata- 
log 1872, V, 12, I3), die auf den Innenseiten die Heiligen 
Katharina, Magdalena und Margaretha, die Apostel Jacobus 
major, Bartholomäus und Simon, auf den Aussenseiten Christus 
am Oelberg und die Auferstehung enthalten; vom Anfang des 
fünfzehnten Jahrhunderts. Ist hier aber vielleicht auch der 
Ursprung nicht nachzuweisen, so ist dies doch der Fall bei 
einem ebenda bewahrten, nur wenig späteren, dem Prager Dom- 
capitel gehörigen Altar, der in der Mitte den Tod Marias, 
auf den Innenseiten der Flügel die Verkündigung, Heimsuchung 
und Anbetung der Könige sowie den heiligen Georg, auf der 
Aussenseite nebst anderen Heiligen auch St. Wenzel enthält 
(Nr. 166; Kat. 1872, VI,  Zwei grosse Altarflügel ebenda, 
aus der Prager Kirche Maria Schnee, um 1500 entstanden, 
werden fälschlich dem Hans Burckmair zugeschrieben, sind 
aber entschieden Nürnbergisch, der Schule Wolgemufs ver- 
wandt. Sie stellen die mächtigen, aber gedrungenen Gestalten 
König Heinrichs II. und der heiligen Kunigunde dar, untersetzt 
mit wulstiger Gewandung, sehr ernst im Ausdruck. Nürn- 
bergisch ist das bemalte Steinrelief, Anbetung der Könige, in 
der Krypta der Georgskirche zu Prag, sind die holzgeschnitzten 
Statuen im dortigen Rathhaussaal, die zwei Schnitzaltäre in 
einem Nebenraum des Klosters Hohenfurt. Dasselbe gilt von
	        
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