IN BÖHMEN.
NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI
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tionale, sämmtlich im Böhmischen Museum, sind hier zu nennen.
Wir haben ferner auch aus Deutschland Bilderhandschriften
von nahe verwandtem Charakter, zum Beispiel aus Oesterreich
die deutsche Uebersetzung von Durandus, Rationale divinorum
officiorum, Ende des vierzehnten Jahrhunderts für Erzherzog
Albrecht mit dem Zopf gefertigt (Wien, Hofbibliothek).
Diese Handschriften sind Erzeugnisse einer Prager Hof-
kunst, die jetzt erst auf den Schauplatz tritt; neben ihr besteht
aber die ältere einheimische Richtung in der Illurninirkunst
weiter. Ihr gehört das im Jahre 1356 von Bruder Leo voll-
endete Brevier in der Bibliothek des Kreuzherrenstiftes zu Prag
an. In der Folge verschmelzen beide Richtungen, der feinere
Geschmack,dem französischen nahestehend, die vollendete Guasch-
malerei, die anmuthige Ornamentik gewinnen in der böhmi-
schen Handschriftenmalerei breiteren Boden. Belege hiefür gewäh-
ren die reizenden kleinen Bilder in dem in böhmischer Sprache
geschriebenen christlichen Lehrbuch des Thomas von Stitny
(Prag, Universitätsbibliothek), und in der Folge die für König
Wenzel angefertigten Handschriften: die grosse deutsche Bibel
(Wien, Hofbibliothek), der Wilhelm von Oranse (Wien, Am-
braser-Sammlung), die Goldene Bulle (Wien, Hofbibliothek);
endlich das Missale des Erzbischofs von Prag Sbinco Has von
Hasenburg (ebenda). Aber hier tritt uns theilweise schon ein
Nachlassen entgegen, die Ornamentik, die launigen Einfälle
am Rande sind grösstentheils das Beste. In den erzählenden
Bildern, besonders in der Bibel, hat schon grösstentheils eine
verkümmerte provinzielle Richtung die Oberhand gewonnen.
Zur Zeit König Wenzel's nehmen wir in der Malerei der
Prager Schule, wie in der böhmischen Kunst überhaupt, ein
starkes Sinken der Kraft und des Kunstgefühls wahr, den all-
gemeinen politischen Verhältnissen entsprechend. Die Zeit der
künstlerischen Blüthe in Prag, die sich üppig entfaltet harre, als
die überwiegend deutsche Stadt in dem slavischen Lande die
Residenz des deutschen Kaisers war, ist jetzt vorbei, das deutsche
Element wird niedergedrückt und die Stürme der Hussitenzeit
vernichten endlich alle freie" künstlerische Thätigkeit.
Als sich im späteren fünfzehnten und im sechszehnten
Jahrhundert dann nach und nach das Kunstleben wieder her-
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lcnschriften
Kunstgesch.
XIII.