NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHIKIEN.
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schlitzt und nicht schief stehend, gegen die Nase convergirend,
wie bei ihm, die Faltenwurfmotive sind frei von Kleinlichkeit
und Ueberhäufung, aber nicht so schwer, nicht von so grossen
Massen und Flächen wie bei Giotto. Eher könnte man eine
Verwandtschaft mit dem etwas alterthümlichereil Stil, der mil-
den Feierlichkeit, der zarten Empfindung der Sienesen annehmen.
Einer der grössten Sieneser Maler, Simone Martini, hatte in
den Jahren 1339-1344 zu Avignon im Dienste des päpstlichen
Hofes gelebt. Hatte Karl lV., der sich um jene Zeit seinen
ersten Domwerkmeister aus Avignon mitbrachte, vielleicht auch
einen dort gebildeten, vom Einflusse des Sienesen berührten
Maler angeworben? Das ist freilich nur eine Hypothese oder
sogar nur eine angeregte Frage, für die wir keine weitere Be-
gründuiug zu geben wissen. Nur das sei noch bemerkt, dass die
Emaus-Wandbilder auch wieder manche Verwandtschaft mit
den Arbeiten der besten damals für Böhmen gefertigten Bilder-
handschriften zeigen und bei diesen werden wir sogleich fran-
zösischen Einfluss kennen lernen.
Mehr den Ernausbildern als denen der beiden anderen
Schulen entspricht, unserer Ansicht zufolge, auch das Gemälde
in der Altarnische der kleineren Katharinen-Capelle zu Karl-Krägägäiggfjffgft
stein: die Madonna mit dem Kinde, der Petrus und Paulus zur
Seite stehen, während unten, kleiner, Kaiser und Kaiserin
knien. Eine Verwandtschaft mit den erwähnten Arbeiten ist
endlich noch in verschiedenen Tafelbildern wahrzunehmen, be- Tafelbilder-
sonders in einer Folge von neun Tafeln, welche in der Bilder-
sammlung des Stiftes Hohenfurt bewahrt werden und auch für
dieses Cistercienserkloster gemalt worden sind, denn auf der
zweiten Tafel kniet ein Mitglied derjenigen Familie, welche
Hohenfurt gegründet hat, ein Rosenberg, mit seinem Wappen
und dem Kirchenmodell. Die Bilder stellen dar: die Verkündigung,
Christi Geburt, die Anbetung der Könige, Christus am Oelberg,
Christus am Kreuz, die Kreuzesabnahme, die Auferstehung,
Christi Himmelfahrt, die Ausgiessung des heiligen Geistes. D88
zweite, dritte und neunte Bild sind leider durch einen moder-
nen Restaurator übermalt worden. Die Geburt Christi mit dem
Bade des Kindes, der Engel und die drei Marien am Grabe
auf dem Auferstehungsbilde gehören zu dem Schönsten in der