Volltext: Das Buch der Malerzeche in Prag

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NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN. 
druck macht. Der Rahmen ist ähnlich bemalt, nur dass er 
seitwärts andere Heilige, z. B. Apollonia, Margaretha und Ka- 
tharina, vor dieser einen knienden Cistercienser, unten aber, mit 
sechs anderen Halbüguren, auch den heiligen Wenzel enthält. 
Eine ähnliche Bemalung des Rahmens, mit Landesheiligen Böh- 
mens, zeigt auch die bekannte Vera Jcon im Dome zu Prag. 
Delgfccglgrhägfche Neben diesen drei Richtungen, den vereinzelten italieni- 
schen Producten, den Werken der eigentlichen Prager Schule 
und den Arbeiten rheinischen Charakters, lässt sich noch eine 
vierte Richtung constatiren. Ihr einen Namen zu geben, ist 
schwerer, doch wir wollen sie einstweilen als eine deutsche 
Schule mit wälschen Anklängen bezeichnen. Ihr gehören zu- 
nächst die interessanten Wandbilder im Kreuzgange des Klo- 
Emagffdxand" sters Emaus zu Prag an. Nach einer allerdings späteren Inschrift 
(aus dem siebzehnten Jahrhundert) hätte KarllV. diesen Kreuz- 
gang schon 1343 erbauen und ausmalen lassen. Nach Benesch von 
Weitmül wurde das vom Kaiser gegründete Slavenkloster erst 
im Jahre 1372 durch den Erzbischof Johann geweiht. Die Bilder 
stellen auf allen vier Seiten des Kreuzganges in jedem Bogen- 
felde eine Scene des Neuen Testaments dar, auf die sich ge- 
wöhnlich je zwei Scenen des Alten Testaments als Vorbilder 
beziehen, wie das in den Bilderhandschriften und Drucken der 
Biblia pauperum der Fall ist. Durch die Restaurationen und 
Uebermalungen, die in den Jahren 1412, 1588, 1594 und 1654, 
laut erwähnter Inschrift, über die Gemälde ergangen sind, haben 
sie der Mehrzahl nach völlig ihren alten Charakter verloren, 
welcher fast nur noch in einigen Bildern der Südseite kenntlich 
ist; aber auch diese haben sehr gelitten. Die einigermassen er- 
haltenen Bilder weichen sehr stark von denen der eigentlichen 
Prager Schule ab, haben namentlich nichts von den Kopftypen 
derselben. Aber sie unterscheiden sich auch, wenngleich nicht 
in solchem Masse, von den Werken Rheinischer Schule. Schnaase 
möchte in ihnen die Züge der Schule Giottds wiedererkennen, 
besonders in der Gewandung. Wir möchten das aber nur bedingt 
zugestehen. Ein italienischer Maler hat hier kaum gearbeitet, 
es handelt sich höchstens um gewisse italienische Anklänge. 
Die Gesichtsbildung ist von einem vollen Oval, aber nicht eckig 
wie bei Giotto, die Augen sind wohl schmal, aber nicht so ge-
	        
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