NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
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greift, auf den Armen. Hier haben wir schlanke Verhältnisse
und trotz mangelhafter Formenkenntniss doch das Streben, die
Hauptformen des Körpers unter der Gewandung anzudeuten,
die leicht, in anmuthigen Linien fliesst. Die rundlich gebilde-
ten Köpfe sind von sinnigem und holdseligem Ausdruck. Auch
die Färbung ist klar und leicht, den besseren rheinischen Er-
zeugnissen dieser Periode verwandt.
Es kommen auch sonst noch Arbeiten von rheinischem
Charakter, besonders Tafelbilder, in Böhmen vor, bei denen
man nicht gerade das Recht hat, an Nicolaus von Strassburg
als Urheber zu denken, wohl aber eine verwandte Richtung
constatiren kann. Dazu gehört zunächst eine Halbfigur der Ma-
donna mit dem Kinde in St. Stephan zu Prag, in ein grösseres
Altarbild eingelassen und durch blecherne Strahlenkränze ent-
stellt. Maria ist blau gekleidet und trägt einen weissen Schleier,
das nackte Kind langt liebkosend nach ihrem Gesicht empor.
Trotz mancher Incorrectheit im Nackten und in der Zeichnung
der Köpfe überrascht hier die heitere Anmuth und Naivetät
der Motive, die liebliche Kindlichkeit des Ausdrucks, die lichte
Freundlichkeit der Farbe, und man fühlt sich mehr an die
kölnischen Bilder dieser Zeit erinnert.
Einige ganz entsprechende Bilder kommen im südlichen
Böhmen vor. Verwandt ist die Madonna in der Minoritenkirche zu
Krummau, mit ähnlichem Motiv des Kindes; Maria ist blond,
fast ohne Augenbrauen, das Gesicht ist ein feines Oval mit
hoher Stirn; sie trägt einen blauen Mantel mit rothem Futter
und einen weissen Schleier, die Faltenwurfmotive sind eckiger
und spitzer als in den Arbeiten der Prager Schule, die Farben
sehr hell gestimmt, bei weissen Lichtern im Fleisch und bei ge-
stricheltem Vortrag der Haare. Der Rahmen enthält, ebenso
wie das Mittelfeld, Malereien auf Goldgrund: oben Halbfiguren
von Engeln, "unten von Propheten mit Schriftbändern, seitwärts
die Figuren der Heiligen Franciscus, Bischof Ludwig, Dominicus,
Antonius von Padua, Bonaventura und Clara. Die Madonna in
der Kirche zu Hohenfurt ist nur eine Replik dieses Bildes,
aber durch Restauration übergangen und in der Farbe etwas
tiefer gestimmt, während das Bild in Krummau zwar an mehreren
Stellen gelitten hat, sonst aber noch einen ursprünglichen Ein-
Tafelbilder.