NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
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Es ist bekannt, dass sich ausserdem ein exportirtes Pro- Mühßjgksf; am
duct der Prager Schule in der kleinen Kirche zu Mühlhausen
am Neckar befindet (vgl. Grüneisen im Kunstblatt 1840, 5.4.02 f.
und Waagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland, II,
8.225). Die kleine Kirche, dem heiligen Veit geweiht, wurde laut
Inschrift 1380 von Reinhard von Mülhausen, Bürger zu Prag,
in seinem Heimatsort gestiftet. Man kann diese Persönlich-
keit in Prager Quellen (Tomek, Z.) constatiren; 1385 werden
Zinse, die von verschiedenen I-läusern an ihn zu entrichten sind,
namhaft gemacht. Er besass ein Haus am Altstäclter Ring und
in der Dreibrunnengasse (Nr. 609, 610). Vor 1400 muss er
gestorben sein, denn damals wird „domus orphanorum Rein-
hardi de Mulhausen" erwähnt und 1403 kommt sein gleich-
namiger Sohn „Reinhardus de Mulhawsen senior lilius Rein-
hardi de Mulhawsen" vor.
Die Wandmalereien der Kirche und auch der geschnitzte
und gemalte Hochaltar sind schwäbische Arbeiten, aber ein
Flügelaltar auf der Empore trägt alle Kennzeichen der Prager
Schule und rührt von einem schwächeren Nachfolger Meister
Dietrich's her. Die Gestalten sind gedrungen, schwach in
den Gliedern, hochschultrig und dickköpf-ig, mit klobigen
Nasen und dem unverkennbaren Gesichtstypus der Schule. Dar-
gestellt sind die drei Heiligen Wenzel, Veit und Sigismund,
Christus am Kreuz zwischen Maria und Johannes, Mariä Ver-
kündigung und Krönung, sowie der kniende Stifter mit seinem
Bruder. Dazu folgende Inschriften: „D0 man tzalt von christi
geburt tusent dryhundert und achtzyg iar an dem fritag vor
sant gylgn tag starb eberhart von mülhusen burger tzu prag
Reinhartz bruder stifters disser kappell. Bittend Got vor in."
„Do man tzalt von cristi geburt MCCCLXXXV iar an sant
wenceßlaus tag wart disse tafel volbracht von dem Errbarn
reinhart von Mülhusen burger zu prag stifter disser kappel
vnd aller andern ir tzugehörd bittent god daz er im gnedig
sey amen."
Merkwürdig ist, dass auch die zwei Zeichnungen zu Er-Diejfslffär V0"
langen, sowie das Blatt zu Bernburg, welche nach Inschrift eines
Sammlers aus dem sechzehnten Jahrhundert Arbeiten des oder
der „Junker von Prag" sind, in Proportionen, Kopftypen,Hän- _