NOTIZEN ZUR GESCHICHTE
DER MALEREI IN BÖHMEN.
an den Seiten Bruno und Hieronymus, Johannes den Täufer
als Kind und die heilige Katharina enthält. Die Inschrift ent-
hält eine Anrufung der Madonna in leoninischen Versen und
die Bezeichnung "Thomas fecit 1385". Wie aber das Bild durch
Uebermalungen entstellt ist, so kann auch die Inschrift, nament-
lich die Jahrzahl, nicht als ganz sicher gelten.
Thomas von Modena, dem man früher auch einen Ur-
sprung aus Böhmen zuweisen wollte, nämlich aus Muttersdorf
(Mutenin) im Pilsener Kreise (vgl. Murr, Journal zur Kunst-
geschichte XV, S. 17, und Dlabacz, Künstler-Lexikon für Böhmen),
ist ein oberitalienischer Nachfolger des Giotto. Crowe und
Cavalcaselle charakterisiren ihn (Geschichte der italienischen
Malerei, deutsche Ausgabe II, S. 381) als ein untergeordnetes
Talent zweiter Classe, dessen Bilder weder Vorzüge noch Fehler
haben, die nicht von den Bolognesischen, Ravennatischen, M0-
denesischen und Venetianischen Machwerken dieser Zeit getheilt
werden. In den Gesichtern lebt immerhin ein Streben nach
Würde und Charakter; die Augen, wenig geöffnet, machen den
Eindruck des Geschlitzten. Immerhin sind namentlich die Köpfe
Maria's, des Christuskindes, der Engel auf den Tafeln zu Karl-
stein voll Anmuth. Die Zeichnung ist aber dürftig, die Extremi-
täten sind wenig verstanden, die Gewänder lahm. Das Bild in
Wien ist, da es den heiligen Wenzel enthält, für Böhmen ge-
malt worden. Ein Aufenthalt des Italieners in diesem Lande
selbst hat nichts Unwahrscheinliches,
Ein Product italienischer Schule
ist
ist
aber nicht erwiesen.
sodann das Mosaik am
Mosaik amDom.
Prager Dom. Für diese Technik, die im Norden damals fast
unbekannt war, und in welcher hier nur noch zwei andere
Schöpfungen aus dem vierzehnten Jahrhundert im Ordenslande
Preussen, am Dorn zu Marienwerder und an der Schlosscapelle
zu Marienburg vorhanden sind, musste der Kaiser auf alle Fälle
die ausführenden Kräfte aus Italien kommen lassen. Das Werk
galt als etwas Ungewöhnliches, was schon die Aufzeich-
nungen des gleichzeitigen Chronisten Benessius von Weitmül
darthun. Wieder heisst die Technik „opus more Graecorum",
was um S0 erklärlichßr ist, als die damals in Italien, z. B. in
Venedig, thätigen Mosaicisten zum grossen Theil Griechen
waren. Die erste Stelle bei Benessius, unter dem Jahre 1370,