MALEREI IN BÖHMEN.
NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER
dem Petrus Ventrosus in unserem Malerbuch (vgl. Anm. 210)
in das Öechische übersetzt hat.
Sodann fällt auch Wenzel Dortum oder Dortina als Künst-
ler fort. Hier handelt es sich aber nur um eine früher miss-
verstandene Inschrift auf dem Einband des Scriptum super
Apocalypsim in der Bibliothek des Metropolitancapitels zu Prag.
Die Schrift lautet vielmehr „Wenceslai doctoris" und gibt nur
einen späteren Besitzer des Buches an, wahrscheinlich Wences-
laus de Krumlow, 1454-59 Administrator des Erzbisthums
Prag. Dies hat Herr Canonicus A. Frind in der treiflichen Ein-
leitung zur photolithographischen Publication des Buches dar-
gethan und ebenso den Nachweis geführt, dass dieser Codex
aus Avignon stammt. Auch die künstlerische Kritik kann über
seinen französischen Ursprung nicht im Zweifel sein.
Echt ist zwar der Name Vellislaus in der Bilderbibel nebst
Wenzelslegende (Prag, Bibl. des Fürsten Lobkowitz), aber er
geht keineswegs auf den Maler, vielmehr offenbar auf den Be-
steller der Bilderhandschrift. Dagegen bleibt der Name des Ka-
nonicus Benessius von St. Georg als Schreiber und wohl auch
als Illuminator des Passionale der Prinzessin Kunigunde (1312;
Prag, Universitätsbibliothek) bestehen.
Am erwähnten Orte haben wir, neben der Beweisführung
für dieses Alles, auch eine Skizze vom weiteren Entwicklungs-
gang der Miniaturmalerei in Böhmen geliefert, wie er sich her-
ausstellt, sobald man das nicht Hergehörige, Französische und
Italienische, beiseite lässt.
Der Stilcharakter bleibt rein deutsch bis weit in das vier-
zehnte Jahrhundert hinein, also auch noch in der gothischen hundert.
Epoche, die hier aber verhältnissmässig spät eintritt. Dasselbe
beweisen auch die Reste vonWandmalereien, die an verschiedenen
Orten zum Vorschein gekommen sind; die in der südlichen
Thurmcapelle der St. Georgskirche zu Prag und die späteren
Bilder im Chor desselben Gebäudes, ferner die Malereien in
den Capellen zu Klingenberg und zu Znaim (vgl. B. Grueber,
die Kunst des Mittelalters in Böhmen, Il. S. 129), endlich die
Wandbilder aus der Georgslegende im Schlosse Neuhaus im
südlichen Böhmen, 1338 datirt. In diesen sind die Eigenthüm-
lichkeiten der Prager Schule zu Karl's IV. Zeit noch keineswegs
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