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NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
torium für Kunstwissenschaft II, Heft i) nachgewiesen, dass
die angebliche Jahrzahl hinter dem zweiten Namen A. MÜII,
früher 1102, später gewaltsam 1202 gedeutet, eine Fälschung
ist, aus dem hier einst stehenden AMEN. Die Entstehung fällt
wohl in eine noch etwas spätere Zeit des dreizehnten Jahr-
hunderts.
väilälstätälviilggkälen Derselbe Fälscher nun, dem dieses zur Last fällt und der
Künstlernamen. vorzugsweise im Böhmischen Museum sein Wesen trieb, hat
sich auch andere Fälschungen in Bilderhandschriften erlaubt,
die mit den berüchtigten Fälschungen altböhmischer Gedichte
innerlich zusammenhängen, und die wir am erwähnten Orte
aufgedeckt haben. Getrieben von krankhafter Nationaleitelkeit,
erfüllt von dem Wunsche, der Eechischen Nation den Anschein
zu verleihen, als besitze sie in der mittelalterlichen Literatur und
Kunst etwas ganz Besonderes, von Deutschland Unabhängiges,
hat eine sittlich und geistig unreife Natur zu einem so erbärm-
lichen Mittel gegriffen und Jahrzehnte lang die eigenen Lands-
leute sowie die kunsthistorische Literatur in die Irre geführt.
Gefälscht sind die Namen eines Schreibers Sbignes von Ratibor
und eines Illuminators Bohusch von Leitmeritz in der Jaro-
mirscher Bibel des Böhmischen Museums, und der Fälscher war
ungeschickt genug, zu seinem Experiment hier eine Handschrift
zu wählen, bei der die Sachkundigen keinen Augenblick in
Zweifel sein können, eine in Frankreich entstandene Arbeit vor
sich zu haben und zwar erst aus dem Anfang des vierzehnten
Jahrhunderts, nicht von 1259, wie die gefälschte Jahrzahl angibt.
Ebenso hat der Fälscher einen in Italien entstandenen Codex
mit Miniaturen aus dem dreizehnten Jahrhundert: Concordia
discordantium canonum (Böhm. Museum) zu einem böhmischen
stempeln wollen, diesmal nicht durch einen Namen, sondern
durch eine öechische Inschrift, die er auf Schriftbändern über-
all wiederkehren liess. Dann hat er für die Zeit KarPs IV. den
Illuminator Sbisco de Trotina erfunden und ihn in zwei kost-
bare Handschriften des Böhmischen Museums, das Mariale des
Arnestus von Pardubitz und den Liber viaticus des Bischofs
Johann von Leitomischl, hineingefälscht. In das Missale des
Oöko von Wlasim (Bibliothek des Dorncapitels zu Prag) hat
er endlich den Namen Peter Brzuchaty geschrieben, den er aus