NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN.
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Aber einen stichhaltigen Beweis für ihre Existenz haben wir
erst seit der Gründung von Sazava durch den heiligen Pro-
copius (1032). Hier fristete sie dann ihr Dasein nur kurze Zeit,
fortwährend bekämpft von der lateinischen Kirche, bis sie dann
noch im selben Jahrhundert ganz unterdrückt Ward. Sollte
also auch die künstlerische Schule daselbst eine wirklich von
anderer Seite her inspirirte gewesen sein, s0 konnte das keinen
weiteren Einfluss auf die Kunst des Landes haben.
Dass gerade dieser Name Bozetechus überliefert wird, ist
der Eigenthümlichkeit des Chronisten zu danken. Der Sazaver
Mönch, der sonst nur Cosmas und die Hersfelder Annalen
excerpirt, ist selbständig in dem, was er über sein Kloster
speciell berichtet. Die Kunstthätigkeit war in den meisten Klöstern
von Bedeutung zu Hause, gerade in diesem Einen aber haben
wir einen Geschichtschreiber, der von ihr Notiz nahm, und
der dann ebenso ausführlich von derKunstpHege in der näch-
sten Periode, seit Vertreibung der Slavenmönche (1097), han-
delt, von dem ersten nun eingesetzten Abte, Diethart, früher
Propst zu Brevnov, und seiner unermüdlichen Schreibthätig-
keit, von der Ausstattung einer Capelle mit Gemälden unter
Abt Silvester (seit 1134) und besonders von Reginhard, der
1162 Abt ward. Dieser, ein Metzer von Geburt, also aus dem
künstlerisch vorzugsweise entwickelten Lothringen stammend,
wird als Meister in der Malerei, in der Holz- und Elfenbein-
schnitzerei, der Metalltechnik, den Baugewerken und in jeglicher
Arbeit in Glas gepriesen.
Eine frühe Künstlerinschrift haben wir dann bei einer
wichtigen Handschrift aus dem dreizehnten Jahrhundert, der
Mater Verborum im böhmischen Museum zu Prag. Die Malereien
entsprechen vollkommen dem Charakter des deutschen Ueber-
gangstils dieser Zeit, in dem Ornamentalen wie im Figürlichen,
der Ursprung in einem Kloster Böhmens wird dadurch fest-
gestellt, dass zu dem lateinischen Text deutsche wie Eechische
Interlinearglossen vorkommen, und an einer Initiale werden zwei
vor der Madonna knieende Mönche durch ihre Schriftbänder als
der Schreiber VaceraduS und der Illuminator Miroslaus be-
zeichnet. Beide Namen sind slavisch und an ihrer Echtheit
zweifeln wir nicht. Wohl haben wir an anderer Stelle (Reper-
Quellenschriften f. Kunstgesch. XIII. 3