Volltext: Das Buch der Malerzeche in Prag

NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖHMEN. 
Künstlernamen. 
im zwölften Jahrhundert gefertigte Copie jenes Exernplares sein. 
Auch hier sehen wir deutsch-romanischen Stil ohne byzanti- 
nische Reminiscenzen, bei sehr lebendiger Handlung. Dass der 
Maler deutsch, nicht slavisch empfand, zeigt der Umstand, dass 
er Wenzel mit dem Vollbart, wie einen deutschen Kriegsmann 
darstellt, seine Gegner aber, Boleslav mit den Verschworenen, 
durch ihre abweichende Erscheinung, mit langem Schnurrbart 
und glattem Kinn, als Slaven zu charakterisiren sucht. 
Der deutsche Charakter der mittelalterlichen Kunst in 
Böhmen wird dadurch nicht eingeschränkt, dass unter den spär- 
lichen, durch Quellenschriften oder Inschriften überlieferten 
Künstlernamen nicht blos deutsche, sondern auch slavische 
Namen vorkommen. Auf die Abstammung und Nationalität des 
einzelnen Künstlers kommt es nicht an, sondern auf die Quelle 
der künstlerischen Bildung überhaupt. Die Miniaturmalerei und 
verschiedene Zweige des Kunsthandwerks wurden noch wesent- 
lich in den Klöstern betrieben. Der Klerus war im Besitz einer 
vorn Westen her gekommenen Bildung, von dort waren die 
Mönchsorden eingeführt worden, oft waren die ganzen Con- 
vente von Deutschland eingewandert, zahlreiche Deutsche finden 
wir gerade unter der höheren Geistlichkeit. Aber die slavischen 
Mitglieder der Klöster nehmen selbstverständlich an der Bildung 
theil, welche in diesen heimisch war, und eignen sich auch die 
hier gepflegte künstlerische Geschicklichkeit an. 
Bozetechus, Abt des Slavenklosters Sazava, ist in der That 
der älteste Künstlermönch in Böhmen, von welchem die Quellen- 
Schriften reden (elftes Jahrhundert). Die Chronik des Sazaver 
Mönches führt uns eine interessante Persönlichkeit vor, geistes- 
gewandt, beredt, allerdings ehrgeizig, aufbrausend und aus'- 
schweifend. Dabei war Bozetechus ein tretflicher Maler und ein 
Meister in der H0lz-, Stein- und Elfenbeinplastik. Er begann 
einen Erweiterungsbau der Kirche und stattete sie prächtig aus. 
Aber dürfen wir schliessen, dass in dem Slavenkloster eine 
Kunstbetriebsamkeit existirt habe, die von derjenigen der übrigen 
böhmischen Klöster abwich? Erhalten ist wenigstens nichts 
derart. Möglich, dass die slavische Liturgie, die Methodius auf 
Autorisation der römischen, nicht der griechischen Kirche in 
Mähren eingeführt, schon früher von da nach Böhmen kam.
	        
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