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NOTIZEN ZUR GESCHICHTE DER MALEREI IN BÖI-IMEN.
schenke an Erzbischof Aribo von Mainz schickt, ist ein von
dem späteren Abt Rohing zu Fulda verfertigtes Gewand aus
Wolle darunter, bei dem ebenfalls die Technik als opus graecum
bezeichnet wird: „Cumque venisset abbas ad caminatam, sumpta
ferula et ferro mire celato, in quo missales oblatae coqueban-
tur, et quodam sarcile ex lana, Graeco facto opere, per manus
Rohingi qui tunc secum commanens, postea ad Fuldam impera-
bat, haec omnia supradicto misit episcopo." (J. F. Boehmer,
Fontes rer. German. III, S. 226. Vita Bardonis prolixior, cp.
In entsprechender Weise heisst der Quaderbau in der Be-
festigungskunst opus Romanum, ein Ausdruck, der auch häufig
in böhmischen Quellen, z. B. bei Cosmas (Mon. Germ. SS. IX,
47) vorkommt.
Wollen wir über den Stil der damaligen Kunst in Böhmen
etwas wissen, so haben wir hiefür keine andere Quelle als die
Kunstwerke selbst. Aber gerade für die Geschichte der Malerei
existiren ausreichende und beglaubigte Documente, namentlich
in den Bilderhandschriften.
scläiligtßeTigfäa_ Die älteste und wichtigste ist das berühmte Wyäehrader
"ische" Slilßs- Evangelistarium in der Universitäts-Bibliothek zu Prag. Es war
früher im Besitz der Kirche auf dem Wyäehrad, und dass es
an Ort und Stelle, in Böhmen, entstanden ist, beweist die Dar-
stellung des heiligen Wenzel in der Initiale D auf Blatt 88.
Die Handschrift ist meistens in das elfte Jahrhundert gesetzt
worden; dieser Annahme würde auch der Charakter der Bilder
vollkommen entsprechen. Nach der Schrift dagegen wäre viel-
leicht erst an das zwölfte Jahrhundert zu denken. Die kunst-
geschichtliche Bedeutung dieser Handschrift hat Waagen" er-
schöpfend dargelegt (Deutsches Kunstblatt, l, 1850, S. 129). Er
erkennt hier eine von den Einflüssen der byzantinischen Kunst
fast ganz freie Kunstübung, sowie die vollständige Ueber-
einstimmung mit den deutschen Handschriften in den Typen
der Köpfe , der soliden Guaschmalerei, bei der nur der Vor-
trag etwas mehr gestrichelt ist, und in der Art der Verzierungen.
Hier haben wir in der That keinen Kanon der Körperverhält-
nisse wie bei den Byzantinern, sondern ungleichartige Propor-
tionen und derbe Extremitäten. Die Typen der Köpfe sind
wiederkehrende, aber ganz abweichend von den byzantinischen,